Selbstlos für die Stiftungsuni

Experten erörtern, ob Bremen noch eine Stiftungsuni vertragen könnte. Die Senatorin ist skeptisch

Man befürchtete wohl Proteste: Von drei Polizei-Mannschaftswagen bewacht, ließen die „Unifreunde“ am Dienstag im Haus der Wissenschaften darüber diskutieren, ob das immer verbreitetere Konzept der „Stiftungsuniversität“ auch als „Zukunftsmodell für die Bremer Universität“ taugt.

„Stiftungsuni“ – das riecht nach Privatisierung und erinnert in Bremen auf unangenehme Weise an das Finanzdebakel der IUB. Entsprechend vorsichtig gaben sich die Veranstalter: „Wir propagieren nicht die Stiftungsuni, sondern die Debatte darüber“, sagte zur Eröffnung der Unifreunde-Vorsitzende Bengt Beutler. Der Asta mochte ihm das nicht abnehmen: „Auf dem Podium sind weder kritische noch studentische Stimmen vorgesehen“, monierte die Studierendenvertretung.

Dafür war Hilmar Kopper da, Ex-Vorstand der Deutschen Bank und heute eine Art Chef-Mäzen der Stiftungsuni Frankfurt am Main. Er lobte einen durch seine Uni-Stiftung angefachten Bürgersinn; das Modell habe „die Identifikation der Spitzen der Gesellschaft mit der Uni“ stark erhöht. Dennoch sei klar: „Stiftungen bringen kein zusätzliches Geld. Es wird in Deutschland illusorisch bleiben, auf diese Art eine Universität zu finanzieren.“ Auch sehe er „überhaupt keinen Anlass zu Befürchtungen, die Wirtschaft könnte Einfluss auf eine Stiftungsuni ausüben“. Stifter, so sagte Kopper, „erwarten nichts“, denn sie seien „erstaunlich selbstlose Menschen“. Dann sprach er von der überlegenen Transparenz der Kosten für die fertigen „Produkte“ bei einer Stiftungsuni. Als er gebeten wurde zu präzisieren, was mit „Produkten“ gemeint sei, wiederholte er die Formulierung ungerührt: „Na, die vielen fertigen ausgebildeten Studenten, das sind die Produkte.“

Ähnlich inspiriert von den klaren Lehren der Ökonomie fiel auch der Vortrag von Markus Hoppe, dem Vizepräsidenten der Stiftungsuni Göttingen aus. Er lobte am Stiftungsmodell vor allem, dass sich der Staat zugunsten des effizienten Stiftungsrates vollkommen aus der Universität zurückgezogen habe.

Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) mochte den Optimismus nicht teilen. Wegen der „besonderen bremischen Lage“ sagte sie, würden wir hier „unserer eigenen Schöpfung Konkurrenz machen“. Die Stadt, sollte das heißen, ist zu klein für zwei Stiftungsunis. Zudem könne man im dünn besiedelten Norddeutschland nicht auf Lehrverbünde wie die Kooperation mit der Uni Oldenburg verzichten. Daher werde der Staat auch nicht alle Lenkungskompetenzen im Hochschulbereich einfach aufgeben. „Es ist nicht leicht für Politiker, loszulassen.“ Schließlich müsse man sich „sorgen“, ob eine Stiftungsuni gleichermaßen am Prinzip der Gebührenfreiheit festhalte, wie eine staatliche. Jürgens-Pieper kündigte allerdings an, dass die anstehende Novelle des Hochschulgesetzes die Autonomie der Uni erweitern werde.

Das hörte Uni-Rektor Müller gerne. Die Debatte um mehr Autonomie, beispielsweise im Berufungsrecht, begrüße er „außerordentlich“. Auch wenn sich die Gesetzgebung ohnehin in diese Richtung entwickele, könne man „eine Menge von dem Stiftungsmodell lernen“. Übernehmen möchte Müller es jedoch derzeit nicht: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Idee für uns zu früh.“

Christian Jakob