Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Sechzig Jahre ist die Berliner Luftbrücke jetzt her, und im Deutschen Historischen Museum eröffnet man nun am heutigen Donnerstag eine Ausstellung mit Arbeiten des Fotojournalisten Henry Ries zum Thema der Blockade durch die Sowjets. Im dazugehörigen Zeughauskino gibt es den dazugehörigen Spielfilm: Kurz nach Ende der Blockade im Jahr 1949 drehte der amerikanische Regisseur George Seaton „The Big Lift“ an Originalschauplätzen in Berlin. Neben den Stars Montgomery Clift und Paul Douglas kamen dabei auch einige deutsche Schauspieler sowie viele tatsächlich an der Luftbrücke beteiligte Angehörige der amerikanischen Air Force zum Einsatz. Interessanterweise richtet sich der Film als Propaganda gar nicht so sehr gegen die Russen, sondern diskutiert eher das Verhältnis der Amerikaner zu den Deutschen: Haben Letztere die Hilfe überhaupt verdient? Clift und Douglas verkörpern zwei Air-Force-Angehörige, die ihrer neuen Wirkungsstätte und den dort lebenden Menschen auf sehr unterschiedliche Weise begegnen: Der neugierige und ein wenig naive Clift ist angesichts des Berliner Elends voller Mitgefühl, wird am Ende jedoch von einem berechnenden Fräulein (Cornell Borchers) ausgenutzt, das ihn als Ticket nach Amerika begreift. Douglas hingegen steckt zu Beginn voller Ressentiments, macht dann aber durch seine Begegnung mit einer netten und integren Frau (Bruni Löbel) die Erfahrung, dass nicht alle Deutschen Nazis sind und waren.

Frankie Bono ist ein Profikiller wie aus dem Bilderbuch. Angetan mit Hut und Trenchcoat will er im weihnachtlichen New York einen letzten Auftrag ausführen und einen Mafioso töten. Tatsächlich aber ist Frankie gar nicht mehr so ganz bei der Sache, seine Gedanken schweifen ab, und er beginnt, Fehler zu machen. Voice-over-Erzählung, nervöse Jazzmusik und eine Ästhetik, die der Notwendigkeit geschuldet ist, dass der Regisseur mit natürlichem Licht und einer oftmals versteckten Kamera auf den Straßen New Yorks filmte: Mit einem Budget von nur 20.000 Dollar und sich selbst in der Hauptrolle drehte Regisseur Allen Baron 1961 seinen späten Film noir „Blast of Silence“ als die wunderbare Studie eines existenziell einsamen Mannes, der sich vor dem Kontakt mit anderen Menschen grundsätzlich fürchtet, während sein Hass auf die ganze Welt kurz vor der Explosion steht.

Mit Sydney Pollack starb vor wenigen Tagen ein Regisseur, der es wie kaum ein anderer in den 1970er- und 80er-Jahren verstand, Publikumsappeal und Anspruch unter einen Hut zu bringen. Als Hommage zeigt das Babylon Mitte seinen Klassiker „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ (1969), eine Allegorie auf die Ausbeutung und den brutalen Konkurrenzkampf in der modernen Gesellschaft. Erzählt wird die Geschichte eines Tanzmarathons in der Depressionsära, bei dem Paare für ein Preisgeld von 1.500 Dollar wochenlang bis zum Umfallen tanzen. Jane Fonda verkörpert die verbitterte Gloria, die das zynische Geschäft zwar durchschaut, aber doch lange Zeit mitspielt – ehe sie sich von ihrem Partner (Michael Sarrazin) erschießen lässt wie ein kranker Gaul. LARS PENNING

„The Big Lift“ (OF) 14. 6. im Zeughauskino

„Explosion des Schweigens“ 13.–14. 6. im Filmkunst 66

„Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ (OmU) 16./18. 6. im Babylon Mitte