Bildungsbericht zeigt Hauptschulfalle

Schüler mit Migrationshintergrund müssen sechsmal länger auf einen Ausbildungsplatz warten als Deutsche

BERLIN taz ■ Wenn es um Beruf und Karriere geht, dann zählen vor allem soziale Herkunft und ethnischer Hintergrund. Der zweite nationale Bildungsbericht der Kultusminister und des Bundes attestiert Jugendlichen aus bildungsfernen Familien und Migrantenhaushalten schlechte Chancen auf dem Ausbildungsmarkt.

Jugendliche mit Migrationshintergrund seien „deutschen Jugendlichen ein bis zwei Jahre hinterher beim Berufseinstieg“, sagte der Leiter des Autorenkollektivs, Eckhard Klieme, vom Deutschen Institut für Internationale pädagogische Forschung gestern bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. Die Autoren haben Studien und Daten aus verschiedenen Bildungsbereichen nebeneinandergelegt. Bei dieser Gesamtschau des Bildungssystem zeigte sich, dass soziale Ungleichheiten vor allem an den Übergängen verstärkt werden.

Ausländische Jugendliche müssen sechsmal länger als deutsche auf einen Ausbildungsplatz warten. Die Hälfte von ihnen bekam erst nach 17 Monaten einen Ausbildungsplatz. Jugendliche mit Hauptschulabschluss – diese kommen überwiegend aus sozial schwachen Familien – ergattern nur zu 40 Prozent einen Platz im dualen System. Gut die Hälfte von ihnen landet nach der Schule in Warteschleifen, die lediglich Zeit aber keine Nachteile überbrücken.

Von den Jugendlichen mit mittlerem Schulabschluss findet jeder zweite nach der Schulzeit einen Platz als Azubi. Die besten Marktchancen haben Abiturienten und Jugendliche mit Fachhochschulreife: Zwei Drittel bekommen nach dem Abschluss einen Ausbildungsvertrag. Die Autoren bescheinigen dem dualen System insgesamt eine „abnehmende Integrations- und Qualifikationsfunktion, insbesondere für Jugendliche mit niedrigem oder ohne Schulabschluss“.

Positiv vermerkten sie, dass die Anzahl derer, die Abitur machen oder sich für Fachhochschulen qualifizieren, steigt. Doch – wieder ein Wermutstropfen – die Zahl derer, die sich tatsächlich einschreiben, sinkt. Die Studienanfängerquote lag 2007 mit 37 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2003 und den selbstgesteckten Zielen der Kultusminister.

Die amtierende KMK-Präsidentin und saarländische Bildungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) begrüßte den von der Kanzlerin vorgeschlagenen Bildungsgipfel. Insbesondere beim Übergangssystem von der Schule in die berufliche Bildung könnten Bund und Länder enger zusammenarbeiten. ANNA LEHMANN