Direx fliegt von der Penne

Ein Gymnasiumsdirektor im niedersächsischen Scharnebeck ist nach anhaltenden Protesten abberufen worden. Darüber freuen sich nun Schüler und Eltern – aber auch das Lehrerkollegium

AUS SCHARNEBECK DIRK AVERESCH, dpa

Schüler und Eltern haben die Versetzung des Direktors des Gymnasiums Scharnebeck mit Erleichterung aufgenommen. „Wir sind froh, dass es so vonstattengegangen ist“, sagte die Vorsitzende des Schulelternrates, Kirsten Kiehn, am Freitag.

Am Abend zuvor hatte das niedersächsische Kultusministerium den Leiter der Schule im Kreis Lüneburg mit sofortiger Wirkung an eine Landesbehörde abgeordnet. „Die Grundlage für eine vertrauensvolle, effektive Zusammenarbeit zwischen dem Schulleiter und der Schüler-, Lehrer- und Elternschaft sowie dem Schulträger war nicht mehr gegeben“, lautete die Begründung.

Zuvor hatten rund 1.000 Schüler den Unterricht boykottiert und auf dem Sportplatz gegen den Direktor des Bernhard-Riemann-Gymnasiums demonstriert, das zum zweiten Mal in Folge bei der Schulinspektion durchgefallen ist. „Der Vertreter des Direktors wird die Schule bis auf Weiteres kommissarisch leiten“, sagte Ministeriumssprecherin Corinna Fischer. Ob der endgültige Nachfolger aus den Reihen des Kollegiums oder von außerhalb kommen wird, könne man noch nicht sagen.

Seit April hatten sich Eltern, Lehrer, Schüler und die örtliche Politik für eine Ablösung des Direktors eingesetzt. 43 Lehrer hatten mit Versetzungsanträgen gedroht, sollte das Ministerium nicht bis Montag reagieren. Die Elternschaft macht den bisherigen Schulleiter und seinen Führungsstil verantwortlich für die fehlende Umsetzung neuer pädagogischer Konzepte und die schleppende Modernisierung des sanierungsbedürftigen Schulzentrums. „Viele Initiativen der Lehrer sind beim Schulleiter versickert, neue Ideen untergraben worden“, sagte Kiehn. „Befreiung und Freude“ herrsche nun auch im Kollegium.

„Kultusministerium, Landesschulbehörde und Schule werden jetzt auch mit Blick auf das jüngste Ergebnis der Schulinspektion gemeinsam ein Qualitätsentwicklungsprogramm für das Bernhard-Riemann-Gymnasium erarbeiten“, hatte Kultus-Staatssekretär Peter Uhlig am Donnerstag angekündigt. Die Landesschulbehörde werde das Gymnasium langfristig mit einer umfassenden Schulentwicklungsberatung unterstützen.

Nach Angaben der Elternschaft hatten die Schulinspektoren dem versetzten Direktor bereits vor anderthalb Jahren attestiert, dass sein Führungsverhalten dem Gymnasium schade, eine lähmende Atmosphäre verbreite und Neuerungen blockiere. Die Nachinspektion habe nun in einigen Bereichen sogar Verschlechterungen gerügt. Die Schülerzahlen sind schon seit 2005 stark rückläufig.

Der angegriffene Pädagoge hatte zuletzt die Vorwürfe zurückgewiesen und sich am Donnerstag nicht dem Protest der Schüler gestellt. Offiziell ist er krankgeschrieben. Das Gymnasium kehrte am Freitag zur Tagesordnung zurück. „Es ist ein ganz normaler Schultag heute“, ließ der kommissarische Leiter mitteilen.