Der HSV bleibt erstklassig

Klassenerhalt mit Ach und Krach: Die Fußballerinnen des HSV bleiben in der ersten Bundesliga. Und dürfen beim 1 : 1 gegen den 1. FC Saarbrücken sogar einen Besucherrekord feiern

VON HANNO BODE

Aus den Lautsprechern der Sportanlage an der Hamburger Hagenbeckstraße ertönte „Dieser Weg wird kein leichter sein“: Der Hit von Xavier Naidoo beschrieb wenige Minuten vor ihrem letzten Saisonspiel vortrefflich die Lage der Bundesliga-Fußballerinnen des Hamburger SV. Sollten sie an diesem Nachmittag gegen die punktgleichen Spielerinnen des 1. FC Saarbrücken verlieren, dann wären die HSV-Frauen abgestiegen – zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte. Doch die junge Mannschaft von Trainer Achim Feifel meisterte die schwere letzte Etappe und durfte am Ende den Klassenerhalt bejubeln.

Zunächst allerdings mussten die Hamburgerinnen vor der Saisonrekordkulisse von 1.280 Zuschauern – darunter HSV-Chef Bernd Hoffmann und Aufsichtsratsvorsitzender Horst Becker – allerdings zittern: In der 66. Minute brachte Selina Wagner Saarbrücken in Führung. Beinahe postwendend, in der 70. Minute, sorgte dann aber die eingewechselte Denise Lehmann für den erlösenden Ausgleich – am Ende reichte ein 1 : 1 (0 : 0)-Unentschieden dank des um zwei Treffer besseren Torverhältnisses gegenüber den Gästen aus dem Saarland. Damit ist auch der Verbleib der zweiten HSV-Mannschaft in der 2. Liga gesichert.

Für die HSV-Frauen endete mit dem dramatischen Saisonfinale die schwierigste Spielzeit seit dem Wiederaufstieg vor fünf Jahren. Feifel hatte sein ursprüngliches Ziel, den Abstand zu den Top-Klubs aus Frankfurt, Potsdam, München und Duisburg zu verringern, bereits vor dem ersten Anpfiff revidieren müssen. Der Sprung in die Spitzengruppe war illusorisch geworden, nachdem Shelley Thompson und Anna Blässe das Team verlassen hatten.

Der Paradesturm vergangener Zeiten erlag im Sommer dem Werben des Nordrivalen VfL Wolfsburg, bei dem inzwischen auch Fußballerinnen mehr als ein Taschengeld verdienen können. Adäquater Ersatz konnte in der Kürze der Zeit nicht an die Elbe gelotst werden. Die israelische Nationalspielerin Sarit Shenar, eine von gerade mal 25 Ausländerinnen in der Frauen-Bundesliga, konnte die in sie gesetzten Hoffnungen nur selten erfüllen. So blieb Feifel nichts anderes übrig, als auf den eigenen Nachwuchs zu setzen: Spielerinnen aus der Zweitliga-Mannschaft mussten die entstandenen Lücken schließen.

Der 43 Jahre alte Diplom-Sportlehrer – seit 2005 für die HSV-Frauen verantwortlich – stand vor der schweren Aufgabe, sein Team auf den Abstiegskampf einzustellen. Phasenweise aber muss er sich gefühlt haben wie der sprichwörtliche Prediger in der Wüste: Zu selten beherzigte seine Mannschaft seine Forderung nach mehr Disziplin und Teamgeist.

So richtig wahrgenommen wurden diese Probleme ihrer Bundesliga-Frauen von den Hamburger Fußball-Fans nicht: Selten kamen mehr als 300 Besucher zu Heimspielen an die Hagenbeckstraße. Praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit kämpfte das Feifel-Team um den Klassenerhalt.

Trotz alledem träumen sie beim HSV von besseren Zeiten: Der Etat – derzeit 250.000 Euro – soll in der kommenden Serie aufgestockt werden, mit Patricia Hanebeck (Duisburg), Rückkehrerin Aferdita Kameraj (Potsdam) und Kim Kullig (Sindelfingen) haben drei hoffnungsvolle Spielerinnen ihre Zusage gegeben. Auch der Kontrakt mit Trainer Feifel ist bis 2011 verlängert worden. „Unser Ziel ist es, uns langfristig im oberen Drittel der Bundesliga zu etablieren“, sagt der 43-Jährige selbst. Dieser Weg, das hat die abgelaufene Serie gezeigt, wird kein leichter sein.