abriss jetzt
: Delmenhorst bleibt sich treu

Auf den ersten Blick liest es sich wie eine Provinzposse: Da kauft eine Stadt ein Hotel, zahlt dafür einen deutlich überhöhten Preis, um einen unliebsamen Kaufinteressenten fernzuhalten – und entscheidet sich schließlich dafür, es abzureißen. Schilda, dein Name sei Delmenhorst?

KOMMENTAR VON BENNO SCHIRRMEISTER

So kann man das sehen. Aber auf den zweiten Blick stellt man fest: Die Stadt mit dem zurecht wenig glanzvollen Image hat in Sachen Hotel am Stadtpark alles richtig gemacht. Sie hat im kollektiven Bewusstsein verankert, dass man gemeinschaftlich Jürgen Rieger und seine Nazihorden auf Distanz gehalten hat – das ist gut für den Bürgersinn. Und sie hat sich ein Filetgrundstück gesichert. Das ist gut für die Stadtentwicklung.

Okay, die Ausschreibung hätte man sich sparen können: Wer ein Hotel unter der Auflage anbietet, dass der Investor das Areal drumherum nicht bekommt, aber auf eigene Kosten gestaltet, darf auch nicht auf Kauf-Interessenten hoffen. Aber jetzt, nach dem gescheiterten Bieter-Verfahren, einen scharfen Schnitt zu machen, den 70er-Jahre Klotz in allerzentralster Lage zu entsorgen und das ganze Gebiet stadtplanerisch neu zu überdenken: Das wäre echt visionär.

Deswegen ist die Entscheidung auch noch nicht gefallen. Und wird es wohl auch nie. Denn Schilda ist Delmenhorst zwar nicht. Aber es wird immer Delmenhorst bleiben.