Letzter Akt für zwei Privattheater

Der Senat wird drei privaten Bühnen die Basisförderung kürzen, weil ihre Inszenierungen „unzeitgemäß“ sind. Für die Tribüne in Charlottenburg und das Orphtheater in Mitte bedeutet dies wahrscheinlich das Aus. Auch das Puppentheater Hans Wurst Nachfahren in Schöneberg ist betroffen

Die gute Nachricht zuerst: 32 private Theater- und Tanzgruppen bekommen die nächsten zwei Jahre Geld vom Senat. Zu denen, die sich insgesamt 5,5 Millionen Euro „Basisförderung“ teilen dürfen, zählen unter anderem das Köpenicker Schlossplatztheater, das Weddinger Prime Time Theater und die Performance- Gruppe Gob Squad. Mit den Geldern des Senats soll die kontinuierliche Arbeit von Gruppen mit innovativen Ansätzen und „großer künstlerischer Relevanz“ gefördert werden.

Das Orphtheater in Mitte und die Tribüne in Charlottenburg erfüllen diese Kriterien offenbar nicht. Ihnen hatte die sechsköpfige Fachjury, die Empfehlungen an Kulturstaatssekretär André Schmitz gibt, das Recht auf Förderung abgesprochen. Die Gründe: künstlerische Stagnation und schlechte Konzepte. Dem Puppentheater Hans Wurst Nachfahren in Schöneberg werden die Mittel um 50 Prozent gekürzt – das Repertoire sei „unoriginell und experimentierunlustig“.

Im Fall der Tribüne kommt das Aus nicht überraschend: Schon vor zehn Jahren empfahl ein Gutachter dem damaligen Kultursenator, der schlecht ausgelasteten und altbackenen Tribüne kein Geld mehr zu geben. Das Theater wehrte sich in einem offenen Brief. Vor drei Jahren nahm die Evaluierungskommission die Tribüne erneut aus der Förderung. Nach Intervention des Parlaments bekam sie schließlich doch jährlich 300.000 Euro zugeschlagen. 2008 kann das Haus am Ernst-Reuter-Platz offenbar nicht viel mehr vorweisen als ständige Personalwechsel: Auch die Jury kann in ihrem Bericht „keine Veränderung der festgefahrenen Situation“ erkennen. Im Fall des im April uraufgeführten Euthanasie-Stücks „Tiergartenstraße 4“ warf sie dem Theater sogar vor, sich eines „Aufregerthemas“ zu bedienen, um seine Einfallslosigkeit zu verschleiern.

Das Kritiker-Urteil, das für Tribüne und Orphtheater wohl das Ende bedeutet, muss noch von der Politik beraten werden. Eine Bestätigung scheint sicher: Nur einmal ist die Kulturverwaltung in den letzten Jahren nicht der Jury-Empfehlung gefolgt – bei der Tribüne. Gegen die Kürzungen bei Hans Wurst hat der „Linke“-Kultursprecher Wolfgang Brauer jetzt Einspruch erhoben. Chancen hat er aber kaum: Trotz Kürzung bleibt es das höchstsubventionierte Puppentheater der Stadt. NINA APIN