Mehr als nur Radau

Blockflötenfrei und ganz anders als Rolf Zuckowski: Mit Rockmusik für Kinder und ihre Eltern tourt die prämierte Hamburger Band Radau durch den Norden. Was vor 11 Jahren in einem Altonaer Hinterhof begann, ist noch immer nicht erwachsen geworden

Sie sind mittlerweile um die Vierzig, singen am liebsten laut und live von Piraten, Rittern oder Feuerwehrmännern und ihre Musik trägt das Siegel „garantiert blockflötenfrei“. Mit rhythmisch-eingängiger Musik für Kinder hat sich die Hamburger Kinderrockband Radau auch über die Grenzen der Stadt hinweg längst einen Namen gemacht. Ab kommenden Freitag geht die Combo in Norddeutschland auf Tournee, um ihre neue CD „Es geht los“ zu präsentieren.

Ganz andere Musik als der Lieder-Langweiler Rolf Zuckowski wollten die drei Radau-Brüder Oliver Bergmann, Arne Gedigk und Christian Herzog machen, als sie vor elf Jahren erstmals auf einem Nachbarschaftsfest in Hamburg-Altona auftraten. Zwar fehlten noch die eigenen Texte, doch spielte das Terzett bekannte Kinderlieder weit schneller und lauter als im Original. Was zunächst als einmaliger Auftritt dreier Freunde und Nachbarn geplant war, zog schnell weite Kreise. Die nach den ersten Auftritten entstandene Idee der drei Musiker, Rock-Rhythmen, die ihnen selbst gefallen, mit Texten aus der kindlichen Lebenswelt zu unterlegen, wurde schnell zum Erfolgsrezept. Dass ein Nachbar meinte, die kleine Band würde nur „Radau machen“,nahm diese als Kompliment – der Name der Nachwuchs-Rocker war geboren. Bald trat Radau, komplettiert durch den Schlagzeuger Guido Gandolfo, regelmäßig auf Kinder- und Stadtteilfesten in ganz Norddeutschland auf.

„In unseren Songs steckt die Musik, mit der wir selber aufgewachsen sind“, sagt Keyboarder Arne Gedikt. „Von den Beatles, über U2 und Police bis hin zu den Ärzten oder Lenny Krawitz. Stolz rühmen sich die Hamburger Musiker, dass auch viele Erwachsene zu ihrer treuen Fangemeinde gehören. Gedikt: „Wir schreiben Lieder für Eltern und Kinder – da ist keiner ausgeschlossen.“

Bis heute brachte das Quartett vier erfolgreiche CDs auf den Markt, heimste Preise ein und schrieb die Titelsongs für mehrere Hörbuchreihen. Sambaklänge, aber auch Swing-Elemente oder Ska-Rhythmen erweitern die musikalische Spannweite. Zahnspangenprobleme, nette Omas und dröge Lehrer oder Fußball-Teamgeist gehören zur Themenpalette der Band, die so vielfältig ist wie die Welt ihrer Zielgruppe. Drei der vier Bandmitglieder haben inzwischen eigenen Nachwuchs. „Im Zusammenleben mit unseren Kindern entstehen die meisten Textideen“, sagt Sänger und Posaunist Christian Herzog.

Besonders gerne stehen die Halbprofis, die alle einem bürgerlichen Beruf nachgehen, auf der Bühne. „Unsere Auftritte haben immer Event-Charakter“, sagt Christian Herzog. Wenn die Radau-Brüder in ihre Kostüme schlüpfen, die Bühne einnebeln oder unter Wasser setzen und Kinder aus dem Publikum ins Rampenlicht holen, um mit ihnen gemeinsam zu musizieren, wird aus den Songs Musiktheater.

Ans Aufhören denken die vier Hamburger Jungs auch nach elf Jahren noch lange nicht. „So lange uns Eltern erzählen, dass sie eine unserer CDs auf der zehnstündigen Urlaubsfahrt nach Italien immer und immer wieder gehört haben, sind wir auf dem richtigen Weg“, sagt Arne Gedigk.

MARCO CARINI

Radau spielen am 20.6. (10.30 Uhr) und 21.6. (17 Uhr) beim Hamburger Zeltfestival im Schanzenpark, am 22.6. (14 Uhr, NDR-Bühne) und vom 23. bis 29.6. (täglich 15 Uhr, Bühne Krusenkoppel) auf der Kieler Woche sowie am 5. 7. (16 Uhr) in Hamburg am Brunnehof 14. Weitere Termine unter www.radau-online.de.