Kunstrundgang
: Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Beine, Beine, Beine – auf den Collagen von Deborah Ligorio bei Sommer & Kohl finden sich mehr davon als in der Ausgabe des letzten Playboys. Doch geht es in der Ausstellung „You Just Keep Me Hanging On“ nicht um die fetischisierende Zerlegung des weiblichen Körpers in einzelne Teile, sondern um das produzierende, experimentierende Wiederholen: Ausgehend von Carla Accardis Installation „Origine“ von 1976 bringt diese Ausstellung jenes für den feministisch-emanzipatorischen Impetus dieser Jahre typische Werk, auf dem sie anhand verschiedener Fotos ihrer selbst und ihrer Mutter eine „andere“ Ahnenreihe baut, mit den Arbeiten zweier jüngerer Künstlerinnen zusammen – neben Ligorio ist das Deborah Heppner, deren fragile und leichte Holzleisten-Skulptur an ein heruntergestripptes Einrichtungssystem erinnert, in dem sich Erinnerungen ablegen lassen. Und so schreibt man hier an einer Art „weiblicher“ Generationenfolge, die sich eher tastend im Kreis dreht, als immer gerade mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Auch in Mai-Thu Perrets Show „Bikini“ spielen halbnackte Frauen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Auf kleinen Tischen platzierte Atombomben und eine Art „Schnittmuster“ des ersten Bikinis: auch hier geht es um ein Erbe des 20. Jahrhunderts –Fortschrittsglauben, Erinnerung und knallharte Body-Politics statt sommerlicher Freuden. Die Atompilze referieren dabei nicht direkt auf die ikonischen Fotos der Bombentests, sondern auf die sogenannten Atomic Cakes, mit denen der Abschluss der Testreihe gefeiert wurde – Torten in Form des Atompilzes. Dazu gibt es neben abstrakten Grafiken und Zeichnungen Stoffbanner mit aufgedruckter Mauersteinstruktur an den Wänden von Barbara Weiss. Vielleicht ein Kommentar auf klassische Dekonstruktionen des white cubes? Vielleicht aber doch einfach ein Bikini für den Ausstellungsraum.

„You Just Keep Me Hanging On“ bis 16. August, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Sommer & Kohl, Kurfürstenstr. 13/14 Mai-Thu Perret „Bikini“, bis 26. Juli, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie Barbara Weiss, Zimmerstr. 88–89