Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe

Der Waffenstillstand soll am Donnerstag in Kraft treten. Auch der entführte israelische Soldat soll freikommen

KAIRO taz ■ Israel und die palästinensische Hamas-Bewegung haben sich in Kairo auf einen Waffenstillstand geeinigt. Das berichtete am Dienstagnachmittag die offizielle ägyptische Nachrichtenagentur Mena. Bestätigt wurde der Deal auch vom Sprecher des ägyptischen Außenministerium Hossam Zaki. Der Hamas-Sprecher in Gaza, Sami Abu Zuhri, erklärte gegenüber dem arabischen Fernsehsender al-Dschasira. Hamas wolle sich an den Waffenstillstand halten, behalte für sich aber das Recht vor, auf etwaige israelische Angriffe zu antworten.

In Israel wurde das Abkommen noch nicht bestätigt. Dort heißt es lediglich, dass ein israelischer Unterhändler auf dem Weg nach Kairo sei und dass man „vorsichtig optimistisch“ sei.

Das Abkommen soll zwei Phasen beinhalten. Sollten die Waffen drei Tage lang schweigen und die Hamas keine Raketen vom Gazastreifen aus auf Israel schießen, dann soll die israelische Seite zugesagt haben, die Grenzübergänge für den Warenverkehr zu öffnen. Damit wäre die monatelange israelische Blockade des Gazastreifens beendet.

In einer zweiten Phase soll der von Hamas vor zwei Jahren gefangen genommene israelische Soldat Gilad Shalit freigelassen werden. Im Gegenzug würde Israel zulassen, dass Rafah, der Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder geöffnet wird.

Ägyptische Offizielle wollten zunächst nur bestätigen, dass man über die erste Phase der Waffenruhe übereingekommen sei. Diese solle am Donnerstag um 6 Uhr morgens beginnen.

„Wenn Hamas den Waffenstillstand einhält, werden wir graduell mehr Güter und Nachschub in den Gazastreifen hineinlassen“, wird ein nicht namentlich genannter israelischer Regierungsbeamte zitiert. Wie und in welchem Umfang, werde von Israel bewusst offengelassen, heißt es. Rafah werde erst dann geöffnet, wenn es ernsthafte Fortschritte im Fall des Soldaten Shalit gebe, sagte der Regierungsbeamte weiter.

Seit Monaten hat Ägypten versucht, einen Waffenstillstand zu vermitteln, um dem Raketenbeschuss auf Israel und den israelische Angriffen auf den Gazastreifen ein Ende zu bereiten. Seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen vor einem Jahr hatte sich der Raketenbeschuss intensiviert. Israel hat seinerseits den Gazastreifen wiederholt aus der Luft oder mit Bodentruppen angegriffen.

Im Gazastreifen war die Hamas in den letzten Monaten vermehrt unter Druck geraten, dafür zu sorgen, dass die israelische Blockade beendet wird, die zu ernsthaften Engpässen in der Versorgung der eine Million Palästinenser im Gazastreifen geführt hatte. Die israelische Regierung stand ihrerseits unter Druck, den Raketenbeschuss der Hamas zu unterbinden. Dabei waren großangelegte Militäraktionen, wie eine Wiederbesetzung des Gazastreifens, von den Militärs immer wieder verworfen worden, so dass ein Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas als einziger gangbarer Weg aus der Krise erscheint.

KARIM EL-GAWHARY