Sauna im Badezimmer

Energiepreise und Klimawandel machen Energieeffizienz zum einem dominanten Thema in der Wohnungswirtschaft. Zugleich differenzieren sich die Wünsche der Mieter immer stärker aus

VON GERNOT KNÖDLER

Saubermachen reicht nicht. Die meisten Menschen wollen im Badezimmer nicht nur duschen, sondern sich darin auch wohl fühlen. Das hat eine Befragung des Hamburger Instituts Analyse & Konzepte im Auftrag des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) ergeben. Dem Trend zum Bad als Wellness-Oase als Ausdruck weiter wachsender Ansprüche kommt ein anderer Trend in die Quere: dem zum Energiesparen. Beide miteinander in Einklang zu bringen, wird nach Einschätzung des VNW die große Herausforderung der nächsten Jahre sein.

Der VNW vertritt 313 Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Diese verfügen zusammen über 720.000 Mietwohnungen. Bei seinem diesjährigen Verbandstag am Donnerstag in Hamburg diskutierten seine Mitglieder die Trends und Perspektiven am Wohnungsmarkt. Analyse & Konzepte sowie das Bochumer Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalplanung (Inwis) steuerten Nachfragetrends bis zum Jahr 2020 bei.

Die Nachfrage werde sich individualisieren, sagte Matthias Klupp von Analyse & Konzepte. Haushalte mit und ohne Kinder, Leute die ständig auf Reisen seien und wieder andere die repräsentieren wollten, lösten das bisherige, ohnehin schon angeschlagene Standardmodell ab.

Dabei werde die Wohnung ein Ort zur Selbstverwirklichung und zum Wohlfühlen. Küchen und Bäder spielten bei der Wohnungswahl die wichtigste Rolle, während das große Wohnzimmer an Stellenwert verliere. Anders sei das mit dem Büro zu Hause: Bis 2020 werde jeder fünfte Erwerbstätige seine Arbeit zumindest teilweise in der eigenen Wohnung erledigen. 80 Prozent der Unter-30-Jährigen wünsche sich einen gut nutzbaren Arbeitsplatz zu Hause und 43 Prozent der Über-60-Jährigen.

Weil die Deutschen immer älter werden, würden Hilfseinrichtungen wichtiger. Auch bei Technik, die über einen medizinischen Nutzen hinausgeht, achteten die Mieter darauf, dass ihnen die Technik tatsächlich nütze. Gefragt ist nicht der Kühlschrank, der Laut gibt, wenn das Bier alle ist, sondern einer der wenig Strom braucht. „75 Prozent wünschen sich technische Lösungen zur Energieeinsparung“, sagte Klupp.

Das Energiesparen sieht der VNW als zweite große Herausforderung . Zwischen 1990 und 2005 hätten die Mitgliedsunternehmen in Hamburg ihren Energieverbrauch pro Quadratmeter um 19 Prozent verringert und den Kohlendioxid (CO2)-Ausstoß um 30 Prozent reduziert. Ziel für 2020 sei es, im gesamten Verbandsgebiet 15 Prozent an Energie und 25 Prozent CO2 einzusparen. „Wir erwarten entsprechende Rahmenbedingungen“, sagte Verbandsdirektor Joachm Wege.

Er wies darauf hin, dass die Energie und Heizkosten zwischen 2000 und 2007 um 87 Prozent gestiegen seien, die Inflationsrate dagegen nur um 13 Prozent. Energie sparende Investitionen würden von vielen Mietern nicht gewürdigt, weil ihr Effekt von den Energiepreissteigerungen aufgefressen würden.

Wege kritisierte, dass die Zinsen für Förderkredite des Bundes viel zu hoch seien. Statt der Förderung durch Kredite schlug er vor, die Mehrwertsteuer bei Modernisierungsarbeiten auf sieben statt 19 Prozent zu verringern. Das Mietrecht müsse so angepasst werden, dass die Mieter einen größeren Teil der Modernisierungslast tragen. Immerhin plane der Hamburger Senat, den energetischen Standard einer Wohnung im Mietenspiegel zu berücksichtigen. Auch werde der Energieausweis für Gebäude gute Wohnungen verteuern.