Gutachter kritisiert A 281-Pläne

Fachlich und formal sei das Planungsverfahren für den Weiterbau der Autobahn A 281 in Kattenturm so fehlerhaft, dass er der Stadt nur raten könne, das Verfahren abzubrechen, sagt ein Gutachter

Von Klaus Wolschner

Die Bremer Verkehrsplaner müssen sich warm anziehen, wenn es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen um den Weiterbau der Autobahn A 281 kommt. Das jedenfalls ist die Auffassung des Diplomingenieurs Joachim Hartlik, der im Auftrage der Bürgerinitiativen finanziert auch durch ortsansässige Firmen in einem Gutachten den bisherigen Verlauf der Planung durchleuchtet hat. Sein Fazit: „Die Planungen entsprechen weder fachlich noch verfahrensrechtlich den Anforderungen, wie sie heute an solche Projekte gestellt werden müssen.“

Hartlik ist eine bundesweit gefragte fachliche Autorität bei Planungsprozessen, er arbeitet als Gutachter sowohl für Verkehrsplaner wie für Bürgerinitiativen, betonte er. Die Bremer Planungen entsprächen, erklärte er, bei weitem nicht der „Mindestqualität“, die heute bei Straßenplanungen üblich sei. In verschiedenen Phasen sei zum Beispiel der Planungsstand nicht deutlich dargestellt worden, dass diejenigen, die möglicherweise betroffen sind, das auch erkennen konnten. Wertungen bei der Variantenprüfung seien völlig undurchsichtig – sogar für ihn, den Fachmann. Die Schall-Prognosen für die Anwohner seien „unzureichend“. Insgesamt sei das Verfahren so fehlerhaft, dass er dem Bremer Senat „nur empfehlen kann, das laufende Planfeststellungsverfahren zum Bauabschnitt 2/2 abzubrechen“.

Die Bürgerinitiativen „für einen menschengerechten Ausbau der A 281“ versprachen sich von dem Gutachten vor allem Munition gegen die geplante so genannte „Querspange“, also einen Autobahn-Knoten auf der Höhe Kattenturmer Heerstraße, die eine erhebliche Lärmbelastung der dortigen Anwohner bringen würde und als erster Schritt zum Weiterbau eines Zubringers direkt an Wohngebieten vorbei verstanden wird. Die Forderung der BIen: Die A 281 soll durch einen Tunnel unter der Landebahn hindurch an die A 1 angeschlossen werden.

Das Gutachten hat gerade für diese Planungen überraschende Ergebnisse geliefert. So sind im Jahre 2001 vier verschiedene Tunnel-Lösungen untersucht worden. Auch im Bundesverkehrswegeplan ist ein Tunnel als Lösung mit Kostenschätzung eingetragen. Im Jahre 2002 ist der Tunnel dann verschwunden aus den internen Planungen. Damals haben Gespräche mit der Flughafen-GmbH stattgefunden, aber nicht mit denen, die als Anwohner von der neuen Planung betroffen waren. Eine Abwägung hat nicht stattgefunden, ein schwerwiegender Verfahrensfehler, sagt der Gutachter, zumal es ausdrücklich Ziel des Autobahn-Baus ist, die Lärmbelastung für die Bevölkerung zu reduzieren. Die Alternative einer Untertunnelung ist in dem, was dann öffentlich ausgelegt wurde, überhaupt nicht mehr erwähnt, es ist für die Anwohner nicht nachvollziehbar, warum sie verworfen wurde.

Es sei zudem aberwitzig, so der Bürgerinitiativen-Sprecher Norbert Breeger, dass nach dem derzeitigen Planungsstand für 30 Millionen Euro ein Provisorium „Querspange“ gebaut werden soll, das Anwohner langfristig mit Lärm belaste – nur weil man vor einem Jahr dachte, den Zubringer könne man vor dem Jahre 2020 nicht realisieren. Mit Zubringer, so die Position der Bürgerinitiative, sind „Querspange“ und „Monsterknoten“ an der Stadteilgrenze zwischen Huckelriede und Kattenturm überflüssig.