WAS MACHT EIGENTLICH ... der Patient am Montag?
: Bei Streik dreimal klingeln

Als Patient hat man es gut. Wenn es zum Beispiel mal im Rücken zwickt, dann eilt man flugs zu der Hausärztin mit den begabten Händen, zuckt mal kurz die Krankenkassenkarte, und schon ist, wenn schon nicht alles wieder gut, dann doch wenigstens alles nur noch halb so schlimm. Und weil Frau Doktor streng daran erinnert, dass seit Jahr und Tag eine kleine Blutuntersuchung ausstehe, lässt man sich zu einem Abzapftermin am Montag überreden. So weit, so wunderbar.

Am heutigen Montag aber, das muss man als Patient ja nicht im Kopf haben, beginnt mal wieder ein Ärztestreik. Das „Bündnis Berliner Kassenärzte“ will mit demonstrativen Praxisschließungen mehr Geld für die ambulante medizinische Versorgung rausschlagen. Und deshalb – welch wunderbarer Service – ruft dann die Sprechstundenhilfe an und bittet den Patienten, wegen des Streiks wenn möglich erst am Dienstag zu kommen. Schließlich sei die Praxis geschlossen. „Wenn das aber überhaupt nicht in Ihren Plan passt, dürfen Sie trotzdem gern am Montag kommen“, ergänzt die Sprechstundenhilfe – und erklärt den geheimen Code: „Bitte dreimal klingeln, dann mache ich Ihnen auf.“

Als Patient hat man es gut. Die Ärzte streiken, aber die Patienten werden trotzdem versorgt. So schaffen sie sich eine starke Front in der Öffentlichkeit, ohne die Kundschaft zu piesacken. Davon könnten sich andere Gewerkschaften mal ein Scheibchen abschneiden. Ver.di zum Beispiel dürfte locker alle Kitas der Stadt schließen, wenn man die liebe Kleinen dann doch dort loswird. Einfach dreimal klingeln. Auch der nächste BVG-Streik würde mehr Sympathien einheimsen, wenn spätestens nach dem dritten lauten Pfiff der Bus um die Ecke kurvte. Oder nehmen wir die Ordnungsamtsmitarbeiter: Dreimal kurz gehupt, schon bekommt jeder Falschparker auch bei Streik sein Strafmandat.

Aber so guten Service bekommt man eben leider nur als Patient – bei der einfühlsamen Hausärztin. GA
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