Vorstellungen vom guten Leben

Eine Studie soll erforschen, wie arme Kinder ihre Situation erleben. Auch Kinder aus Hamburg-Jenfeld nehmen daran teil. Finanziert wird die Studie vom Pharmakonzern Bayer, der sein Projekt nach einer Kinderheilsalbe benennt

In Hamburg-Jenfeld soll in den kommenden Monat erforscht werden, wie Kinder aus sozial schwächeren Familien ihre Lebenssituation erleben und welche Hoffnungen sie an die Zukunft binden. „Wir wissen viel über Kinderarmut, aber noch wenig über die Sichtweise von Kindern selbst“, beschreibt die Bielefelder Erziehungswissenschaftlerin Sabine Andresen ihr Forschungsinteresse. „Wir wollen ihre Entscheidungs- und Handlungsspielräume kennen lernen und wissen, wie sie ihren Alltag erfahren und soziale Ausgrenzung erleben.“

Die Pädagogin will in der zweiten Jahreshälfte in Jenfeld und Berlin-Hellersdorf zwei Gruppen von etwa 100 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren interviewen und während zweier vom christlichen Kinder- und Jugendwerk „Arche e.V.“ organisierter Sommerfreizeiten beobachten. Neben der „Arche“ haben Andresen und ihr Team einen zweiten Partner: Der Pharmariese Bayer, der die Arche unterstützt, finanziert die Studie mit rund 30.000 Euro. „Tu Gutes und rede drüber“, begründet der führende Bayer-Mitarbeiter Klaus Kluthe das Engagement der nach der Kinderheilsalbe benannten „Bepanthen-Kinderförderung“. Auch für die Arche ist die Zusammenarbeit mit großen Wirtschaftsunternehmen kein Novum: Das Hamburger Arche-Haus wird von Unilever finanziert.

„Die gesellschaftliche Krise hat die Kinder erreicht“, sagt Sabine Andresen und verweist darauf, dass in Deutschland jedes sechste Kind in relativer Armut lebt. Nach Beobachtung der Pädagogin artikulieren Kinder immer öfter die Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut. Durch ihre Studie will die 42-Jährige etwa erfahren, welche Vorstellungen Kinder „von einem guten Leben haben und welche Gestaltungsräume sie sehen“. MARCO CARINI