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Die Reportage „Der Dorfdoktor“ porträtiert den Landarzt Heinz Rauer. Sehen wird sie kaum einer (21.45 Uhr, ARD)

Heute Abend bekommt Heinz Rauer ein Problem. Normalerweise kann sich der Allgemeinmediziner aus Heimbach-Weiss bei Neuwied über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beklagen, die Patienten rennen dem „Dorfdoktor“ die Bude ein. Doch wenn das Erste heute die gleichnamige ARD-exclusiv-Reportage sendet, guckt ganz Deutschland das EM-Halbfinale Deutschland – Türkei. Ob Dr. Rauer zuschauen wird, hängt stark vom Spielverlauf ab. „Man kommt nach Hause, isst etwas Leichtes, schaut die Nachrichten“, erzählt er dem Autor Lutz G. Wetzel. „Läuft was Interessantes, bleibt man wach, ansonsten nickt man ein.“

Den ganzen Tag über pendelt der 60-Jährige, der um halb sechs aufsteht, zwischen Behandlungsräumen, Hausbesuchen und einem Haufen Papierkram. Sein Handy ist immer an, sein Ohr immer offen – außer in den drei Wochen pro Jahr, in denen er sich auf einer schwedischen Insel erholt. Und trotzdem sagt Wetzel über Rauer: „Landarzt in einem Ort wie diesem – das war sein Traum.“ Ist es noch immer. Heinz Rauer ist Landarzt mit Leib und Seele.

Wetzels 30-Minüter füllt diese Floskel mit Leben, zeigt, wie zärtlich Rauer mit seinen Patienten umgeht, besonders mit den einsamen Alten und deren Schicksalen. „Wir schämen uns nicht, dass wir Gefühle haben bei der Arbeit“, sagt er, und seine Frau, ebenfalls Ärztin, nickt bestätigend.

Heinz Rauer macht seit 25 Jahren einen Job, dessen Belastungen viele Kollegen scheuen. Schön, dass durch diesen Film auch außerhalb von Heimbach-Weiss ein paar Leute diesen beeindruckenden Mann kennenlernen. DENK