Ein noch nicht existentes Unterrichtsfach

Die Universität Osnabrück bildet Lehrer für Islamischen Religionsunterricht aus. Wann der aber letztlich regulär eingerichtet wird, kann auch Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann derzeit noch nicht sagen

Seit dem Wintersemester gibt es an der Universität Osnabrück den Studiengang Islamische Religionspädagogik. Offen ist aber, wann es das Fach auch in den Schulen geben wird.

Gestern jedenfalls wurde der zuständige Professor für Islamische Religionskunde an der Universität Osnabrück offiziell vorgestellt. Bülent Ucar lehrt zwar bereits seit neun Monaten dort, hat den Lehrstuhl aber bisher nur verwaltet. Anfang des Monats wurde er offiziell ins Amt berufen. Eine Frage musste gestern aber offen bleiben: nämlich die, wann Islamische Religion als reguläres Fach an den niedersächsischen Schule unterrichtet wird. Bisher gibt das Fach nur in Versuchsschulen. Und dort auch nur in Arbeitsgemeinschaften.

Wissenschaftsminister Lutz Stratmann sagt, das Ziel, Islamischen Religionsunterricht einzuführen, sei „klar und deutlich“. Mit Sicherheit werde das Fach „Step by Step“ installiert, damit es gleichberechtigt neben katholischer und evangelischer Religion existieren könne.

Dass sich bisher nur vier Studierende für die Islamische Religionskunde eingeschrieben haben, liegt laut Bülent Ucar daran, dass das Fach nur ein Erweiterungsstudiengang und damit Drittfach für Lehrer ist. Plätze gäbe es für 25 bis 30 Studierende.

Mit Ucar hat erstmals ein Muslim und Mitglied einer Zuwandererfamilie einen derartigen Lehrstuhl inne. Der 31-Jährige ist in Oberhausen geboren und hat an der Uni in Bochum Rechtswissenschaften und danach in Bonn Islamwissenschaften studiert. Er war bereits als Lehrer für Islamkunde an Schulen und außerdem als Berater im Ministerium tätig. Ähnliche Studiengänge gibt es auch anderswo in Deutschland, etwa in Münster. „Die Besonderheit in Osnabrück ist, dass die islamischen Verbände an der Entwicklung des Studiengangs und der Besetzung des Lehrstuhls beteiligt waren“, sagt Bülent Ucar. Er weiß aber auch sehr genau, dass einige Politiker zögern, die Verbände als Religionsgemeinschaften zu akzeptieren.

Vorerst werden im Fach Islamische Religionspädagogik nur Lehrer für Grund-, Haupt- und Realschulen ausgebildet. Das liege daran, dass der Großteil der rund 40.000 muslimischen Schüler in Niedersachsen auf diese Schulen gehe, sagt Thomas Vogtherr, Vizepräsident der Universität Osnabrück. Er ist aber optimistisch, dass bald auch Gymnasiallehrer ausgebildet werden. Und dass die Islamische Religionspädagogik irgendwann zum Hauptfach im Lehramtsstudium wird. ANNE REINERT