Jukebox

Seltsam berückende Musik: Staubgold feiert zehn Jahre

Elektronisches und Experimentelles, dazwischen seltsam entrückte Liedermacher und beim Freejazz gelandete Indierocker. Musik also weitab der Hitparade. Schwer verkäuflich und trotzdem schön gepflegt, seit nun zehn Jahren beim in Berlin ansässigen Label Staubgold. Ein kleiner Sampler als Erinnerungshilfe, aus dem Archiv:Kammerflimmer Kollektief: „Cicadidae“ (Staubgold 40) „Dieses Album macht angreifbar. Von Schneekugeln mit durcheinander wirbelnden Traumbildern möchte man schreiben und dass überhaupt hinter den Spiegeln andere Wahrheiten warten, sobald die Musik ihre Fühler aufstellt. Aber es stimmt schon, dass man nicht so romantisch glotzen solle, und hier glotzt auch gar nichts romantisch zurück …“ Rand and Holland: „Tomorow will be like today“ (Staubgold 45) „Diese Lieder sind hineingehängt in die Mondsichel … Tomorrow will be like today: Eine unaufgeregt atmende Gleichmut. Vielleicht Country-Buddhismus.“ The Kat Cosm: „Knightboat“ (Staubgold 47) „Eine Hand voll hingezauberter und hingezischelter Lieder. Klavier, Gitarre, Fender Rhodes, eingeschlagen in elektronischem Geschenkpapier, dass es einem ganz teestubenwarm ums Herz wird.“ Minit: „Now Right Here“ (Staubgold 53) „Exkursionen in Psychoakustik. Flirrende Musik. Höflich auch. Wenn man seine Aufmerksamkeit mal auf einen bestimmten Ton bündeln möchte, scheinen die anderen freundlich zurückzutreten, während fast unmerklich der Lautstärkepegel nach oben geschoben wird und sich das Klingen und Surren zu mächtigen Drones fügt. Empfohlene Rezeptionshaltung: liegend, im Dunkeln, mit Kopfhörern.“ Jasmina Maschina: The Demolition Series“ (Staubgold 86) „Weich gebetteter Folkpop. Sanftmütig und beharrlich, in hingetupfter Behutsamkeit. Und immer in Gefahr, ins Nichts zu entschweben. Ein Hauch. Ein Flirren. Ein entferntes Echo. Mehr bleibt manchmal nicht zurück.“ Und, Bonustrack: Klangwart: „Stadtlandfluss“ (Staubgold 80) Eine sacht modulierte Klanglandschaft, ruhig atmend, kurz auch heftiger klöppelnd. Ein Gegenentwurf für Autobahnfahrer zu Enos Ambientkonzept.

Klangwart ist ein Projekt von Markus Detmer, dem Staubgold-Macher, der am heutigen Freitag zur Staubgoldnacht in die Volksbühne lädt. Mit Klangwart, Jasmina Maschina und anderen, zum Schluss dirigiert Thomas Weber vom Kammerflimmer Kollektief das Staubgold-Orchester. 20 Uhr. 18 €. THOMAS MAUCH