Kohle-Ausstieg
: Nachhilfe aus dem Süden

Die gute Nachricht für den Klimaschutz: Die Stadtwerke Konstanz sind aus dem Bau des Kohlekraftwerks in Brunsbüttel ausgestiegen, das mehrere süddeutsche Städte sich teilen wollen. Die schlechte: Es wird wohl trotzdem gebaut werden, wenn Konstanz seine Option verkauft. Neben zwei weiteren in Brunsbüttel, dreien in Stade und der Riesen-Anlage in Hamburg-Moorburg. Dennoch: Von Konstanz geht ein wichtiges Signal in die Republik, den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Die Brunsbütteler Stadtoberen kann man beinahe verstehen, wenn sie um Kohlekraftwerke geradezu buhlen: Neben der Energieversorgung müssen sie auch Nachfolge-Arbeitsplätze für die Zeit nach dem Atomausstieg schaffen. Und bisher konnten sie immer argumentieren: Der Bedarf für Kohlekraftwerke ist da, und wenn man sie nun einmal braucht, sind Seehäfen auch ökologisch die besten Standorte.

Wenn das Beispiel aus Konstanz Schule macht, bricht dies Argument weg und die Stromkonzerne müssten zugeben, worum es ihnen eigentlich geht: Den Export von günstigem Strom aus Kohle, die um die halbe Welt geschippert wurde. Dann würde der Legitimationsdruck für den Bau neuer Dreckschleudern beträchtlich steigen. In Brunsbüttel müsste man dann vielleicht mal über die Perspektiven von Gezeitenkraftwerken nachdenken.