Zahlen allein sind Schall und Rauch

betr.: „Aktienkurse und Jobverluste. Stellenabbau belebt die Kursentwicklung. Das muss für Arbeitnehmer nicht immer von Nachteil sein“, taz vom 27. 6. 08

In Ihrem Artikel sind Sie den Zahlenspielereien der Geschäftsberichte aber kräftig auf den Leim gegangen. Die Frage, die sich stellt, ist nicht, wie von Ihnen dargestellt, wie viele Mitarbeiter ein Unternehmen vor und nach umfangreichen Stellenstreichungen hat, sondern unter welchen Bedingungen die alten und neuen Mitarbeiter danach arbeiten. Gerade der Fall Daimler-Chrysler zeigt mustergültig auf, wie man trotz Einstellungen viel Geld sparen kann: Die gut bezahlten Entlassenen werden durch neue Mitarbeiter zu deutlich schlechteren Konditionen (viel geringere Bezahlung, kein Anspruch auf Betriebsrente, usw.) ersetzt.

Üblich ist auch, dass die entlassen werden, um sie dann später wieder mit einem neuen (natürlich für sie ungünstigeren) Vertrag wieder einzustellen. Nicht der Aktienkurs macht also den Fehler, weil er trotz Einstellungen steigt, sondern Sie mit der Schlussfolgerung, die Sie sich von bloßen Zahlen beeindrucken lassen. Man merke bitte für die Zukunft: Zahlen allein sind nur Schall und Rauch.

DAVID LÖH, Tübingen

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