Bürgerbeteiligung
: Ein Lob der Kurzbeziehung

Die Basis bröckelt: Ob Parteien Kirchen oder Vereine, sie alle schaffen es immer weniger, Menschen dauerhaft zu binden. Die Kommunalwahl in Schleswig-Holstein hat gezeigt, dass statt der Parteien kleine Wählergruppen punkteten. In Flensburg hängte eine solche Initiative gar alle Konkurrenten ab.

KOMMENTAR VON ESTHER GEISSLINGER

Die Großen sind ratlos, die SPD redet zumindest offen darüber – Kompliment dafür. Aber bislang haben weder Volksparteien noch Massenorganisationen von DRK bis Gewerkschaft eine Antwort darauf, dass sich die Menschen heute lieber kurzfristig für ein Projekt engagieren, als lebenslang Mitglied zu sein. „Ökonomisierung aller Lebensbereiche“ heißt das dann und meint: „Böse Bürger, die sich nicht mehr binden wollen.“ Aber der schwarze Peter liegt nicht beim Bürger, sondern bei den Organisationen, die immer noch starre Rituale pflegen. Wer ein Ziel erreichen will, mag seine Zeit nicht unbedingt in Gremien verquatschen.

Eine Chance, zumindest für die Parteien auf lokaler Ebene, wären strategische Partnerschaften mit Bürgerinitiativen. Warum keine Kurz-Mitgliedschaft bis ein Ziel erreicht ist? Damit könnte die Initiative die Parteistrukturen nutzen, die Partei schmückt sich mit dem Erfolg und hofft auf den Klebeeffekt: Vielleicht bekommt doch jemand Lust auf die Ehrennadel für 30 Jahre Mitgliedschaft.

siehe Bericht Seite 22