„Kakophonie“ ums Atomklo

Was passiert mit dem Pannen-Atomlager Asse? Nach den Cäsiumfunden werden Optionen der Schließung bis Ende des Jahres geprüft. Auch FDP-Umweltminister Hans-Heinrich Sander sieht inzwischen einen Skandal

Kako…, wie bitte? Als Hermann Dinkla am Dienstag in der Parlamentsdebatte über das Pannen-Atomlager Asse einen solch übel riechenden Wortfetzen vom Linken Kurt Herzog vernommen hatte, hätte er fast zur Disziplinarkeule gegriffen, dem Ordnungsruf. „Unangemessen“ sei das, donnerte der Präsident des niedersächsischen Landtags. Da grienten die Abgeordneten schon, Herzog belehrte Dinkla, „Kakophonie“ habe „nichts mit einer braunen Masse zu tun“.

Über die „*Kakophonie*“ (griechisch: /kakós – /schlecht und /pho-né: /Laut, Ton, Stimme) in der SPD hatte weiland schon Gerhard Schröder gewettert, weil ihn das Durcheinandergerede der Genossen nervte. Vielstimmig, aber gar nicht so dissonant war indes die Debatte zur Asse. Einig waren sich die Kontrahenten, dass der Asse-Betreiber, das Helmholtz Zentrum München (HZM), und die Aufsichtsbehörde Landesbergamt versagt hätten.

Es sei ein Skandal, dass das HZM jahrelang nicht über stark mit Cäsium belastete Lauge in der Asse unterrichtet habe, sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP). Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel prangerte „Vertuschung“ an. Das Landesbergamt habe das HZM „so lax, so fahrlässig“ kontrolliert, sagte SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner. Und: „Wir reden hier nicht über den Betrieb einer Pommesbude, wir reden über den Umgang mit radioaktivem Material.“ Anders als Grüne und Linke sprach sich Jüttner vorerst gegen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss aus: Ein Bericht des Bundesumweltministeriums könne vielleicht schon alle Fragen klären. Eine „offene Optionssuche“ für die Schließung der Asse forderte Jüttner: „Machen Sie nicht alles zu und Feierabend.“ In dem ehemaligen Salzbergwerk lagern 126.000 schwach- und mittelstark radioaktiv belastete Atomfässer. Da die Asse ab 2014 einzustürzen droht, will Betreiber HZM sie mit einer Magnesiumchloridlösung fluten.

Sander erklärte, das vom Betreiber vorgelegte Konzept zur Schließung sei „in keinem Fall genehmigungsfähig“. Nun prüfe eine „Task Force“ bis Jahresende, was mit dem Atommüll zu tun ist. Über die von den Anwohnern geforderte Rückholung des Mülls sprach Sander nicht – wahrscheinlich würde der dann im nahe gelegenen Endlager Schacht Konrad landen. Für Sander geht es um die Alternative zwischen der Flutung der Asse mit Magnesiumchloridlauge oder der Verfüllung mit Salzbeton. Kai Schöneberg