soundtrack
:

Während der echte Will Oldham mit seinem Alter Ego Bonnie „Prince“ Billy wohl die Fabrik füllt (siehe oben), gastiert am selben Abend der „Will Oldham der Fjorde“ (Spex) an etwas kleinerem Ort – und möglicherweise gelingt ihm hier dann Ähnliches. Zu gönnen ist es ihm allemal, auch wenn der Vergleich mal wieder hinkt, denn nicht jeder kauzige Typ, der sich eine Gitarre umhängt oder ans Klavier setzt, um die Welt intime Sachen wissen zu lassen, ist gleich. Viele sind zum Beispiel überflüssig, wenige sind gut und dies dann auch noch auf unterschiedliche Weise. Um den Differenzen also den ihnen gebührenden Platz einzuräumen: Der aus Island stammende Ornelius Mugison und nur er präsentiert in manchmal wackeligem Englisch ganz schöne, oft ins Abseitige hineinragende Folksongs mit leicht subversivem Charakter. Der bricht überall dann durch, wenn man sich zurücklehnt und sagt: „Schön“, „Folksong“ oder „traurig“. Dann setzt ein schiefer Rhythmus ein, eine E- Gitarre jault auf, ein Ausflug in eine andere musikalische Welt beginnt, seltsame Geräusche zerstören die Erwartung und alles geht wieder von vorne los. Do, 3. 7., 21 Uhr, Astra Stube, Max-Brauer-Allee 200 Milemarker aus Chicago galten lange Zeit sowohl inhaltlich als auch musikalisch als Erneuerer und Hoffnungsträger einer sich in Selbstgefälligkeit vollständig verlierenden Hardcore-Szene, vor allem auch als eine Band, der es gelang, ihre jeweiligen Platten stilistisch deutlich voneinander abzugrenzen, also im besten Sinne beweglich zu sein und damit den guten Weg vom Hardcore in den Post-Hardcore zu ebnen. Während der schlechtere Weg auf die großen Bühnen und in die große Belanglosigkeit führte, zog sich die Band erst einmal für einen längeren Zeitraum zurück, man gründete andere Bands, löste sie wieder auf und reanimierte nun „Milemarker“, um sich mit einem wiederum irgendwie anders und erfrischt klingenden Werk zurückzumelden, das insgesamt eher an die vorletzte Platte mit ihren oft poppigen und synthesizer-lastigen Songs anknüpft, als auf dem Pfad des oft sperrig-sphärischen letzten Albums weiter zu wandeln. Mit dabei „Les Trucs“ mit verschrobenem Synthietrashpop ohne Pop und die „Invasives“. Fr, 4. 7., 21 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178 Der Satz, dass man nicht wisse, wo man die Band einordnen soll, gehört in das Standardrepertoire jeder Band und jedes Veranstalters. Dabei ist es gar nicht so schwierig: Murder by Death aus Bloomington/Indiana zum Beispiel sind eine Pop-Band mit starken Country- und Western-Anleihen und einem sich gelegentlich bemerkbar machenden Punkeinschlag, die Akkorde in Moll bevorzugt. Es klingt nach Wüste, Sonnenuntergang, Drama und Celloeinsatz. Schön. Di, 8. 7., 21 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5 Man mag von Oxbow halten, was man will. Der über zwei Meter große Sänger verbreitet nur in Unterhose oder Ähnlichem bekleidet eine gewisse Unsicherheit im Publikum, klagt, winselt und wimmert sich durch die Songs wie ein gescheiterter Barunterhalter – nachdem der einzige Gast gegangen ist und die Band noch ein wenig mit ihm improvisiert und er beispielsweise die Bühne fegt. Die Band aber spielt sehr schmutzigen, stoischen und bluesigen Noise-Rock und der Sänger ruft zur Zerstörung auf und predigt Sex und dergleichen. Diese Band ist „designed to be the last aural will and testament of failed humanity“, wie es in der Selbstauskunft treffend formuliert ist. Man mag davon halten, was man will, aber Oxbow klingen irgendwie danach, als ginge es um etwas, um überhaupt irgendetwas. Auch mit dabei Harvey Milk und Parts and Labor. Mi, 9. 7., 21 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178 NILS SCHUHMACHER