OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Zu den großen Klassikern des Film noir gehört Orson Welles’ „Die Lady von Shanghai“ (1946/48): Die gemeinhin schon reichlich verwickelten Mordintrigen, die man in diesem Stil so gern verfilmte, sind hier noch etwas dunkler und wirrer. Was nicht zuletzt daran liegt, dass Welles das auf einem billigen Krimi beruhende Drehbuch während der Dreharbeiten dauernd umschrieb und für den Schnitt des Films schließlich zwei Jahre benötigte – ehe ihm das Columbia-Studio sein Werk wegnahm. Gefallen hatte der Film dem Studioboss Harry Cohn sowieso nicht, denn Welles sabotierte das sorgsam gepflegte Image der rothaarigen Columbia-Glamourgöttin Rita Hayworth, Welles’ damaliger Ehegattin, nachhaltig. Nicht allein, dass Rita in der „Lady“ ein ziemliches Miststück spielt, sie musste sich dafür auch noch die Haare kurz schneiden und blond färben lassen. Aber natürlich ist Rita in dem albtraumhaften Thriller, in dem ein Seemann (Welles) in eine Mordintrige unter Eheleuten verwickelt wird, einfach fantastisch. Und die Story mündet in eine der besten Sequenzen der Filmgeschichte: Rita und ihr Filmgatte (Everett Sloane) „duellieren“ sich im Spiegelkabinett eines Vergnügungsparks, wo sie sich schließlich völlig verwirrt und geblendet von den vielfachen Verzerrungen ihrer Spiegelbilder gegenseitig erschießen.

Um kriminelles Tun geht es auch in Charles Crichtons „Ein Fisch namens Wanda“ (1988). Allerdings verbindet die von John Cleese geschriebene Farce um vier rivalisierende Juwelendiebe sehr unterschiedliche Komödientraditionen miteinander: die Verfolgungsjagden der Slapstickfarce, den durch Cleese und Michael Palin repräsentierten makaberen Monty-Python-Humor sowie die Komödien der Ealing Studios (für die Regisseur Crichton oft gearbeitet hatte) aus den 40er- und 50er-Jahren, die respektlos typisch britische Eigenarten aufs Korn nahmen. Und dass John Cleese seiner Figur den bürgerlichen Namen von Cary Grant – Archie Leach – gegeben hat, ist natürlich auch kein Zufall: Wird in dem seltsamen Dreiecksverhältnis des Anwalts Archie, der Diebin Wanda (Jamie Lee Curtis) und des Killers Otto (Kevin Kline) doch vor allem Screwballkomödie gespielt, jene Kunst des temporeichen, spitzzüngigen Geschlechterkrieges, in dem sich exzentrische Charaktere gegenseitig von einer Peinlichkeit in die nächste stürzen.

Und noch ein Werk eines Ex-Monty-Python-Komikers: Eric Idle und sein Koregisseur Gary Weis schufen 1978 mit „All You Need Is Cash“ eine respektlose Persiflage auf das Genre der Musikdokumentationen und parodieren mit der Phantomband „The Rutles“ ebenso liebevoll und genau wie total absurd die Karriere der Beatles: mit Ausflügen in den Hamburger „Rat Keller“ oder der Diskussion über den stilbildenden Einfluss von Tee auf psychedelische Meisterwerke wie „Tragical History Tour“. George Harrison nahm’s nicht krumm (er wirkt auch mit), und den wunderbaren Soundtrack schuf Neil Innes, der aus lauter erkennbaren Beatles-Versatzstücken die neuen Rutles-Songs komponierte und mit aberwitzigen Texten versah. LARS PENNING

„Die Lady von Shanghai“ 4.–5. 7. im Filmkunst 66

„Ein Fisch namens Wanda“ (OmU) 8. 7. im Freiluftkino Schwarzenberg

„The Rutles – All You Need Is Cash“ (OF) 9. 7. im White Trash Fast Food