wilhelm tacke, sprecher bremer katholiken
: Das U-Boot des Propstes

Als Katholik in Bremen hat man viele Missionen. Man ist ebenso Minderheitenvertreter wie Mitglied einer Weltkirche – und als solches oft genötigt, gegenüber einer protestantisch-kritischen Öffentlichkeit als Exeget päpstlicher Ratschlüsse mitsamt ihrer manchmal unerfindlichen Weisheit aufzutreten.

Wilhelm Tacke, langjähriger Sprecher der Bremer katholischen Kirche, hat darüber hinaus einen selbst gewählten Spezialauftrag: auch dem unbedarftesten Medienmenschen mit freundlicher Inbrunst klar zu machen, dass „Propst“ mit zweimal „p“ geschrieben wird. Ein notwendiges Engagement, zumal Rechtschreibprogramme gern „Prost“ als Alternative vorschlagen.

Tacke gehört zu den Menschen, die mehrfach in den Ruhestand geschickt werden müssen. Doch diese Woche gibt der mittlerweile 70-Jährige sein Amt, das er nach der regulären Berentung für eine Mischung aus Honorar und Gottes Lohn begeistert weiter ausgefüllt hat, tatsächlich ab. Sogar für einen wie Tacke brauchte es eben ordentlich Zeit, um die Bremer Katholiken aus der gesellschaftlichen Versenkung zu holen. Vor 20 Jahren hieß es über einen „Papisten“ bestenfalls, „der ist zwar katholisch, aber trotzdem in Ordnung“.

Jetzt ist die religiöse Minderheit mit Mitgliederzuwachs, Lateran-Staatsvertrag im Rücken und eigenem Gymnasium in der Innenstadt, zu einem einflussreichen Faktor geworden – Tacke publizistisch immer vorweg. Wenn die jährliche Fronleichnam-Prozession durch den Bürgerpark von den lokalen Blättern nicht mit mindestens einem Fotokasten berücksichtigt wurde, gab‘s Senge, reichlich Leserbriefe sowieso. Seine beharrlich-offensive Art wurde mit Ehrentiteln von „U-Boot des Propstes“ bis „Fanfare Gottes“ gewürdigt. Letztere kam zum Einsatz, als die Bremer Verwaltung Wegweiser „zur Probsteikirche“ aufstellte – Tackes heiliger Zorn ist als „P-Affäre“ Teil der Stadtgeschichte.

Wer kann einen solchen Mann beerben? Die Deutsche Bischofskonferenz weiß sich nicht anders zu helfen, als mit Martina Höhnes ihre bisherige Presse-Chefin nach Bremen zu schicken.

HENNING BLEYL

Fotohinweis:WILHELM TACKE, 70, war Lehrer und ist Begründer katholischen Selbstbewusstseins an der Weser. Foto: KAWE