Der Eklat-Minister legt nach

Ein neues Bonmot des niedersächsischen Umweltministers Hans-Heinrich Sander erhitzt die Gemüter: „Weniger Leute in der Verwaltung, weniger dummes Zeug“, urteilt der FDP-Mann. Die Opposition schäumt, die CDU feixt

Die CDU genoss und schwieg. Schließlich war es der Mann vom Koalitionspartner FDP, der – mal wieder – von der Opposition mit Häme und Rücktrittsforderungen überzogen wurde: Hans-Heinrich Sander. Sander ist Niedersachsens Umweltminister, im Kabinett Wulff aber meist für Eklat-Politik zuständig. Der 63-jährige gelernte Landwirt aus Golmbach bei Holzminden ist ein Beispiel dafür, dass Politiker auch Menschen sind. Sander freilich überzieht das Menschliche bisweilen.

Manche finden das „Kult“, andere nennen ihn schlicht „dreist“. So zum Beispiel, als Sander kommunale Spitzenverbände als „korrupte Bande“ beschimpfte. Windkrafträder bezeichnete er als „technische Monster“. Und ausgerechnet am Atom-Endlager Schacht Konrad ließ sich der einzige liberale Umweltminister der Republik in einem T-Shirt mit der Aufschrift „Kerngesund“ ablichten. Seinen „gelungensten Coup“ nennt Sander, der sich regelmäßig diebisch über den Aufruhr um seine Person freut, jedoch jenen Tag im Herbst 2006, als er eigenhändig zur Kettensäge griff, um im Biosphärenservat Elbtalaue Weiden abzuholzen.

Am Donnerstag tobte im Landtag erneut die Schlacht um die Causa Sander. Grüne und SPD zitierten aus dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt, das aus einer Sitzung des bayrischen Bauernverbandes berichtet hatte. Das Abspecken in seiner eigenen Behörde hatte Sander hier mit folgendem Bonmot kommentiert: „Weniger Leute in der Verwaltung, weniger dummes Zeug.“

Wirklich verwundert war darüber niemand, aber die Opposition schäumte trotzdem: Starker Tobak! Ex-Ministerpräsident Gerhard Schröder habe sich 1995 öffentlich entschuldigt, als er Lehrer als „faule Säcke“ gedemütigt hatte, tobte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Übersetzt hieße Sanders Lapsus: „weniger Minister, weniger dummes Zeug“, setzte sein Parteikollege Enno Hagenah nach.

Auf die Frage, ob es denn wahr sei, dass er „Polizisten als Wegelagerer“ bezeichnet hätte, stotterte der auch in der Sache nicht immer ganz dingfeste Serientäter Sander, er schätze die Arbeit die Ordnungshüter sehr. Auf einen echten Kniefall vor den Staatsarbeitern ließ sich der sündige Minister dann aber auch nach einem Missbilligungsantrag von SPD und Grünen nicht ein. „Sollte ich jemanden beleidigt haben“, holperte er stattdessen, „werde ich mich dafür entschuldigen“. Ansonsten blieb er vergnügt wie immer: „So was“, sagte Sander später über das Geschehen, „schweißt die eigenen Reihen zusammen“.

KAI SCHÖNEBERG