WAS MACHT EIGENTLICH ... Meryl Streep?
: Auf Mutter Courages Spuren wandeln

Das Berliner Ensemble ist entzückt. Haben doch dieser Tage dort nicht nur der Regisseur Robert Wilson und Popstar Rufus Wainwright mit den Proben von Shakespeares „Sonetten“ begonnen. Nein, noch ein Star aus Amerika beehrte das Haus: Meryl Streep – in Berlin, um ihre Rolle im Abba-Film „Mamma Mia!“ der Regisseurin Phyllidia Lloyd zu bewerben – nutzte den Tag vor der Pressekonferenz, sich durch das Haus führen zu lassen. Denn sie wollte das Theater sehen, an dem Helene Weigel noch zu Lebzeiten von Bertolt Brecht die Mutter Courage gespielt hatte.

Das Theater hat für die amerikanische Schauspielerin 2001, nach 20 Jahren Filmkarriere, wieder an Bedeutung gewonnen. Seitdem spielt sie mit einem All-Star-Ensemble europäische Klassiker, darunter Tschechows „Die Möwe“ zusammen mit Kevin Kline, Christopher Walken und Philip Seymour Hoffman. Vor zwei Jahren trat sie selbst als Mutter Courage am Delacorte Theatre in New York auf, in einer neuen Übersetzung des Stücks von Tony Kushner.

Im Berliner Ensemble ließ sie sich von der Dramaturgin Jutta Ferbers, die als Fremdenführerin einsprang, Garderobe und Maske zeigen, die Unterbühne mit der legendären Drehbühne und selbst die Beleuchterbrücke unter dem Dach. Versteht sich, dass von den Kollegen des BE kam, wer von dem hohen Besuch hörte. Ein schöne Vorstellung: Wie die Streep Hof hielt an diesem Haus aus Samt und Staub. Sie hat damit bewiesen, dass sie alle Genre beherrscht – die leichte und die ernste Muse. kbM FOTO: AP