bühnenwoche
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gehengehengehen. Eine Performance: Er schrieb zwanghaft kluge, langatmige, dabei immer ironische Lamenti, die extrem schwer auf die Bühne zu bringen waren: Der österreichische Autor Thomas Bernhard hat den Roman „Gehen“ geschrieben, aus dem Hans-Jörg Kapp eine Bühnenversion entwickelt hat, die sich als Mixtur aus szenischer Lesung und Performance versteht. Protagonist ist ein Sprachphilosoph, der in die berüchtigte österreichische psychiatrische Anstalt Steinhof eingeliefert wird. Die monologische Struktur sucht Regisseur und Komponist Fredrik Schwenk aufzubrechen, indem er nicht einen, sondern drei Sprecherinnen einsetzt und zudem Sänger und Zitherspieler, die gekonnt mit Möglichkeiten der menschlichen Stimme spielen und in die Performance einbeziehen.

Sa, 5. 7., 20.07 Uhr, Forum der Hochschule für Musik und Theater, Harvestehuder Weg 12

Die Idioten. Ein Theaterstück nach dem Film von Lars von Trier. Das Experiment ist bizarr, außergewöhnlich und gewagt: Behinderte Darsteller spielen jenes Stück, in dem eine Gruppe Jugendlicher so tut, als sei sie behindert, und so offensiv die Öffentlichkeit verschreckt. Lallend und respektlos wandern sie durch Schwimmbäder, Restaurants und Theater, um die Gesellschaft daran zu erinnern, dass ihre Definition des im öffentlichen Raum Zulässigen brüchig ist. Das Urteil darüber, wie weit die Darsteller – im Rahmen des Projekts Thalia Treffpunkt – sich selbst spielen, und das tun sie großteils und sehr sensibel, bleibt dem Publikum überlassen. Und gerade durch dieses noch über das eigentliche Stück hinaus gehende Changieren zwischen „Normalität“ und „Abweichung“ wird der Grat zwischen beiden besonders schmal.

8.–10.7., 20.30 Uhr, Thalia in der Gaußstraße

Das Leben auf der Praça Roosewelt. Ein Theaterstück von Dea Loher. Die Autorin war, während sie das Stück verfasste, selbst ein paar Monate lang in São Paulo, und sie weiß, wovon sie spricht. Und anders als episodisch schien sich nach aller Erfahrung das Leben in der brasilianischen Megastadt nicht fassen zu lassen. Das Resultat: ein dicht gespanntes Netz aus Träumen, Hoffnungen verschiedener Menschen, die dabei ständig dem Tod ins Auge sehen. Alte und Junge, Dealer, Prostituierte, Revolververkäufer und ein Polizist auf der Suche nach seinem Sohn sind hier zu finden, Gesunde und Todkranke. Alle haben ihren Lebens-, manchmal auch ihren Sterbeort auf der Praça Roosevelt, einem Platz in São Paulo; das ist ihre scheinbar einzige Gemeinsamkeit. Ein buntes, ernstes, nur geographisch fernes Panorama.

Sa, 5. 7., 20 Uhr, Kulturbühne Bugenhagen, Biedermannplatz 19  PS