Hapag-Lloyd soll bleiben

Hamburger Senat und Betriebsrat der Reederei Hapag-Lloyd schließen Pakt, um Verkauf nach Ostasien zu verhindern. Favorisiert wird ein Hamburger Konsortium; Beteiligung der Stadt unklar

„Hamburg hat ein vitales Interesse daran, dass es zu keiner Verlagerung kommt“

VON KAI VON APPEN

Hamburg erklärt im Bestreben um den Erhalt der Reederei Hapag- Lloyd Heuschrecken, ostasiatischen Investoren und dem Vorstand des TUI-Konzern in Hannover den Krieg. „Wenn Hapag-Lloyd von ausländischen Investoren übernommen wird, betrachtet das Hamburg als unfreundlichen Akt“, sagte gestern Wirtschaftssenator Axel Gedaschko nach einem Treffen mit dem Hapag-Lloyd-Betriebsrat im Rathaus. Danach ist eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet worden, die sich für eine „Hamburger Lösung“ stark macht.

„Es gibt Unternehmen in der Stadt, die man sich emotional nicht wegdenken kann“, betonte Gedaschko bei der Unterzeichnung. Hapag-Lloyd sei eine Reederei mit 160 Jahren Tradition in Hamburg und Bremen. Seit der Übernahme von CP-Ships im Jahre 2005 rangiert Hapag-Lloyd auf Platz fünf der größten Reedereien in der Containerschifffahrt. Hapag-Lloyd und die „Grand Alliance“ sicherten die Anbindung der deutschen Wirtschaft an die Exportmärkte über den Hamburger Hafen.

Allein in der Hansestadt – dem Sitz der Konzernzentrale – zählt Hapag-Lloyd 2.000 MitarbeiterInnen, weltweit arbeiten 7.500 Menschen für das Unternehmen. Die Reederei ist von strategischer Bedeutung für ganz Deutschland“, bekräftigte Gedaschko. Sie sorge dafür, „dass die Container hier herkommen und dass sich Firmen ansiedeln, die auf Logistik und Transport angewiesen sind“.

Doch nun macht die Kehrseite der Globalisierung dem Unternehmen zu schaffen. Der Aufsichtsrat der TUI-Konzern-Mutter hat auf Drängen des Großaktionärs beschlossen, die Reederei zu versilbern. Prospekte sind bereits verschickt. Die so genannte Bieterrunde läuft bis zum 21. Juli. Die Angeboten dürften zwischen zwei und vier Milliarden Euro liegen.

„Welche Kräfte der Welt wirken hier nun auf ein Unternehmen ein?“, fragt Gedaschko. Und in der Belegschaft herrscht Angst vor der Zukunft. Denn Experten zufolge stünden bei einen Verkauf an den Bieter „NOL Singapur“ 1.200 Arbeitsplätze zur Disposition. Daher nimmt der Betriebsrat von Hapag-Lloyd die politische Hilfe gern in Anspruch. „Wir betteln nicht, aber wir brauchen Unterstützung“, sagt Betriebsratschef Uwe Klein. Alle hätten immer gewusst, was Globalisierung bedeute: „Wir haben keine Angst vor Globalisierung, doch Ostasien macht uns Angst“, betont Klein, „denn die haben Geld wie Heu.“ Wirtschaftssenator Gedaschko betrachtet die Erklärung daher „als deutliches Signal Hamburgs an mögliche Investoren“, sich aus dem Bieterrunde zurückzuziehen.

Denn zurzeit versuchen das Hamburger Logistikunternehmen Kühne & Nagel und die Hanseatische Privatbank „Warburg“ ein Konsortium auf die Beine zustellen. Ob sich die Stadt daran beteiligt, wie 2003 beim Nivea-Produzenten Beiersdorf, sagt Gedaschko nicht. „Das Spiel, das hier gespielt wird, hat solch eine Dimensionen, dass ich dazu öffentlich nichts sage.“

Damals hatte Tschibo mit Hilfe der Stadt, die 200 Millionen Euro beisteuerte, eine feindliche Übernahme von Beiersdorf durch einen US-Konzern verhindert. Gedaschkos Schlusswort: „Hamburg hat ein vitales Interesse daran, dass es zu keiner Verlagerung kommt und dass nicht Arbeitsplätze wegen des schnöden Mammons verloren gehen.“