310 Fragen für 1 Pass

Hätten Sie das Zeug dazu, Deutscher zu werden? Das können Sie jetzt überprüfen. Künftig müssen MigrantInnen, die sich einbürgern lassen wollen, eine Auswahl der Fragen beantworten, die die taz auf sechs Seiten veröffentlicht. Sie sind Teil eines bundesweit einheitlichen Einbürgerungstests, der ab dem 1. September eingeführt wird.

310 Fragen umfasst der Gesamtkatalog, den das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Berliner Humboldt-Universität im Auftrag des Bundesinnenministeriums erarbeitet hat: 300 Fragen beziehen sich auf die Bereiche „Leben in der Demokratie“, „Geschichte und Verantwortung“ sowie „Mensch und Gesellschaft“, weitere zehn Fragen auf das Bundesland, in dem der Einbürgerungswillige lebt. Es sind Wissensfragen, die Gesinnung wird nicht überprüft.

Aus dem Gesamtkatalog hat das Institut verschiedene Bögen mit jeweils 33 Fragen erstellt. Jede der Fragen ist mit vier verschiedenen Antwortmöglichkeiten versehen. Wer bei mindestens 17 Fragen das Kreuzchen an der richtigen Stelle macht, hat bestanden. Wer dann auch noch mindestens acht Jahre in Deutschland lebt, nicht wegen schwerer Straftaten verurteilt wurde, Deutsch sprechen und seinen Unterhalt selbst bestreiten kann sowie eine Anfrage beim Verfassungsschutz übersteht – der kann auf den deutschen Pass hoffen. Es sei denn, er wohnt in Baden-Württemberg: Hier muss er vielleicht zusätzlich Fragen nach seiner Gesinnung beantworten. Denn die Landesregierung hat angekündigt, an seinem umstrittenen „Muslimtest“ festzuhalten, dessen Einführung 2006 zur Debatte über Einbürgerungstests führte.

Wer einen deutschen Schulabschluss hat, muss den Test nicht machen. Alle anderen können an den Volkshochschulen einen Vorbereitungskurs belegen. Der Test kann beliebig oft wiederholt werden. SABINE AM ORDE