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: „Die Bösen sind nicht frei erfunden“

Hamburg zwischen den Kriegen: Jürgen Ehlers liest aus seinem Krimi „Die Nacht von Barmbeck“

taz: Herr Ehlers, ihr Krimi basiert auf der Lebensgeschichte Adolf Petersens, genannt Lord von Barmbeck, Anführer einer Verbrecherbande im Hamburg der 20er Jahre. Beim Lesen stellt sich eher Sympathie für die Gauner aus dem Arbeitermilieu ein als für die Polizei …

Jürgen Ehlers: Unter den Nazis herrschte die Anschauung, dass man das Verbrechen beseitigen könne, wenn man die Berufsverbrecher beseitigt – Berufsverbrecherei sei unter anderem vererbbar. Solches Gedankengut war in den 20ern auch schon verbreitet, und manche meiner Polizisten glauben so etwas natürlich auch. Außerdem erwähnenswert: Der Lord von Barmbeck saß viele Jahre im Zuchthaus, für die Geldwäsche von 20.000 Mark. Wie aber die Großbanken das Geld produziert haben, um die Machtübernahme der Nazis zu finanzieren, dafür wurde nie jemand bestraft.

Wollen Sie durch die detaillierten Beschreibungen der Verhältnisse in den 20er und frühen 30er Jahre auch aufklären?

Natürlich freue ich mich auch über Publikum, das etwas dazulernt. Aber in erster Linie schreibe ich einen Krimi – einen, wo die historischen Fakten möglichst genau stimmen.

Aber die Polizisten sind doch alle frei erfunden?

Die Bösen nicht.

Welche Quellen haben Sie benutzt?

Ich hatte die Akten der Staatsanwaltschaft aus den Staatsarchiven. Außerdem gibt es die Autobiographie von Petersen und Berichte seines Herausgebers, des Polizisten Ebeling. INTERVIEW: RCS

20.15 Uhr, Thalia Europa Passage

Fotohinweis:JÜRGEN EHLERS, 59, Krimiautor