Dreck-Rap-Erfinder

Blowfly hat lange vor Sido Masken getragen und gerappt. Mittwoch ist der Superheld des Obszönen im Hafenklang

Als der damals schon als Soul-Komponist recht erfolgreiche Clarence Reid Anfang der 70er unter dem Namen „Blowfly“ in ein bizarres Superbösewichtkostüm gewandet seine ersten derben Profanierungen von Soul-Klassikern zum Besten gab, haben die Eltern zeitgenössischer, Sidos „Arschficksong“ intonierender Pubertierender noch nicht einmal an Sex gedacht. „My Girl“ von den „Temptations“ verwandelte der selbst ernannte erste Rapper – 1965 hatte Blowfly seinen dann wegen zaudernder Labels erst 1980 veröffentlichten Song „Rapp Dirty“ aufgenommen – in „My Bitch“, Otis Redding musste sich „Shitting In The Dock of the Bay“ gefallen lassen, „Do The Twist“ wurde zu „Suck My Dick“. Blowflys 1978er Album „Porno Freak“ war das erste, dass seiner unflätigen Sprache wegen tatsächlich verboten wurde. Ebenfalls lange bevor der „Parental Advisory“-Sticker mit der „2 Live Crew“ zum obligatorischen Ausweis der Gefährlichkeit eines Hip-Hop-Albums wurde.

Dabei steht Blowflys Dirty Talk, die groteske Zuspitzung des rassistischen Stereotyps der unbändigen schwarzen Sexualität, fest auf dem Boden der afroamerikanischen „Oral Tradition“: eine geheime Spur im erzwungenen Englisch.

Am Mittwoch ist die 62-jährige Dreck-Rap-Legende, die mittlerweile auf Jello Biafras „Alternative Tentacles“ unter Vertrag steht, im Hafenklang zu erleben. Des Godfathers Backingband: „Pretty Dick“ mit Mark Locket, der in den 80ern mit den Redding-Söhnen bei „The Reddings“ gespielt hat. ROBERT MATTHIES

Mi, 16. 7., 21.30 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178