Kein Arge-Anschluss

Arbeitslose werden in Bremerhaven oft abgewimmelt, klagt die Solidarische Hilfe. Amt gesteht Probleme ein

Arbeitslose, die dieser Tage im Arge-Job-Center in Bremerhaven anrufen, müssen Zeit mitbringen: Ihr Anruf im „Service-Center“ landet ohnedies in Uelzen, in einem Call-Center – und nicht selten endet er derzeit in einer länglichen Warteschleife. Doch selbst wer jemanden erreiche, sagt die Solidarische Hilfe in Bremerhaven, werde häufig „abgewimmelt“.

Gerade Terminwünsche weise das Service-Center „zu häufig“ als „nicht notwendig“ ab, sagt Klaus Görke von der Solidarischen Hilfe. Er sieht darin einen „Skandal“: Die Verweigerung des Rechts der persönlichen Vorsprache finde man „sonst bei keiner öffentlichen Einrichtung“. Arge-Geschäftsführer Heinz Haushahn sieht nur „einen kleinen aber vorübergehenden Leistungseinbruch“ im Call-Center – und „viel heiße Luft“ in der Kritik.

Anlass eines jetzt veröffentlichten Offenen Briefes der Solidarischen Hilfe ist der Fall eines ALG-II-Beziehers, der Görke zufolge „nachweislich“ 400 Euro zu wenig bekam. Beim Telefondienst habe man ihn zunächst abgewiesen. Einen Termin bekam er erst einmal nicht, er sollte stattdessen einen „Zettel“ bei der Anmeldung abgeben, hieß es – jetzt läuft ein förmliches Widerspruchsverfahren. Laut Görke „nur ein typischer Fall von vielen“. Seine Vermutung: Die Arge wolle verhindern, dass Betroffenen überhaupt Widerspruch anmelden.

Der Weg zur Arge „ist dem Kunden jederzeit möglich“, versichert dagegen Haushahn – und auch die bemängelten langen Warteschlangen „gab es eigentlich fast nie“. Nur mit der Arbeit des Uelzener Call-Centers sei er derzeit „nicht ganz einverstanden“: Statt der vereinbarten Mindesterreichtbarkeitsquote von 75 Prozent seien es derzeit gut nur 60 Prozent – „viel zu wenig“, sagt Haushahn. Das Call-Center habe das Problem „eingesehen“, allerdings gebe es personelle Engpässe, seit dort weitere Argen als Kunden gewonnen wurden. Zum 1. August würden aber 90 Prozent der Anrufe auch wieder ihr Ziel erreichen, versichert Haushahn – so wie früher. MNZ