Farc-Guerilla spricht von „Verrat“

Die kolumbianische Guerilla äußert sich zu der jüngsten Geiselbefreiung und erklärt ihre grundsätzliche Bereitschaft zu einem Gefangenenaustausch mit der Regierung

BOGOTÁ dpa ■ Verrat in den eigenen Reihen hat nach Meinung der linksgerichteten kolumbianischen Farc zur Befreiung der früheren Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt und 14 weiterer Geiseln aus den Händen der Rebellen geführt. „Die Flucht der 15 Kriegsgefangenen am 2. Juli war die direkte Folge des schändlichen Verhaltens von César und Enrique (Farc-Kommandanten), die ihre revolutionären Pflichten und das in sie gesetzte Vertrauen verraten haben“, hieß es in einer am Freitag in Kolumbien verbreiteten Erklärung der Rebellen.

Betancourt dankte am Samstag im französischen Wallfahrtsort Lourdes der Jungfrau Maria für ihre nach fast sechseinhalb Jahren Geiselhaft wiedergewonnene Freiheit. Zugleich bat sie um „Wunder“: die Freiheit für alle Geiseln. Die beiden Farc-Kommandanten, denen die Rebellenführung Verrat vorwirft, waren im Zuge der Befreiungsaktion festgenommen worden. Berichte über die Zahlung eines Lösegeldes hatten alle beteiligten Regierungen zurückgewiesen.

Eine Kritikerin des kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe, die Senatorin Piedad Córdoba, warnte davor, die Farc zu unterschätzen. Die spektakuläre Befreiung sei ein „momentaner Erfolg“ der Regierung Uribe, sagte sie in Madrid. Um den mehr als 40-jährigen Konflikt mit den Rebellen zu beenden, bedürfe es jedoch eines umfassenderen Ansatzes, der einen immer noch möglichen Austausch der restlichen Farc-Geiseln gegen inhaftierte Rebellen einschließe.

Auch die Farc betonten ihre Bereitschaft zu einer solchen Vereinbarung. In dem Text der marxistischen Rebellengruppe vom 5. Juli heißt es weiter, „unabhängig von einer Episode wie dieser“ sei die Organisation noch immer grundsätzlich zu einer Vereinbarung mit der Regierung Uribe über einen „humanitären“ Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Rebellen bereit.