… die BVG?
: Sich vergeben lassen

Verziehen und vergessen haben die Berliner den BVG-Streik im Frühjahr. So jedenfalls interpretieren die Verkehrsbetriebe ein mehr oder weniger erhöhtes Aufkommen von Menschen in ihren Vehikeln. „Die Fahrgäste sind zurück und das Vertrauen ist wieder da“, freute sich BVG-Sprecherin Petra Reetz gestern. Dass diese Aussage allerdings reine Spekulation ist, bringt Reetz – vermutlich ungewollt – auch zum Ausdruck: „Vom Bauchgefühl her passiert da etwas, genaue Zahlen dazu liegen erst im September vor.“

Steigende Benzinpreise und das Sommerwetter, bei dem viele die Kombination von Fahrrad und BVG vorziehen, gibt Reetz als mögliche Gründe für das gefühlte Ansteigen der Kundenzahl in den letzten Monaten an. Zurzeit werden laut Reetz Fahrgäste nach ihren Motiven befragt. Dann wird die BVG ja bald erfahren, wie es mit dem Bauchgefühl ihrer Kunden wirklich aussieht. Denn vielleicht liegt denen ja noch was ganz anderes als der Streik im Magen: Was ist mit all den stillstehenden Rolltreppen, verbauten Zugängen und defekten Aufzügen? Was ist mit der Teilsperrung der U1 und den patzigen Kontrolleuren? Die BVG kann doch nicht ernsthaft annehmen, dass ihre Kunden all das für immer klaglos hinnehmen.

So tief geht die Freundschaft zwischen Berlinern und BVG nun doch nicht – auch wenn das Unternehmen mehr als zwei Millionen „Beförderungsfälle“ täglich verbucht. Aber das ist wohl eher die gegenseitige Abhängigkeit, die ihre Beziehung am Laufen hält. AE FOTO: ARCHIV