Porno-Funk
: Blowfly

Manchmal ist das Spekulieren bei all seiner intellektuellen Fruchtlosigkeit doch zu reizvoll: Wie die Welt wohl beispielsweise aussähe, hätte Clarence Reid mit seinem Plan vor vier Jahren Erfolg gehabt, Präsident der USA zu werden.

Clarence Reid? Nie gehört? Vielleicht kennen Sie ihn eher als „Blowfly“? Unter diesem Namen ist der „Pionier des XXX Rap“ bereits seit einer halben Ewigkeit im Geschäft und damit den Sexrappern aus Berlin um mehrere – naja – Nasenlängen voraus.

Wollte Blowfly, der sein Geld unter anderem als Songwriter für „KC & The Sunshine Band“ verdient, schon 1988 Präsident werden, war der jüngste Anlauf schon sein zweiter. Dabei setzte er vor allem auf moralische Opposition und nahm kein Blatt vor den Mund. Das bekanntlich prüde Amerika wählte – ebenso bekanntlich – einen anderen, und Blowfly veröffentlichte stattdessen äußert explizite Alben auf Jello Biafras Label Alternative Tentacles.

Auch sein jüngstes Album „Punk Rock Party“ erschien unter den Fittichen des Hardcore-Veteranen. Der hatte schon immer ein Herz für Verfemte: So veröffentlichte er einst das aus den Radioprogrammen verbannte „Copkiller“ von „Body Count“. Zwar stößt Blowfly ganz anders an als jene, aber nicht minder offensiv. „Punk Rock Party“ enthält Klassiker des Punk und Hardcore, umgedichtet in Richtung Horizontale: Aus „I Wanna Be Sedated“ von den „Ramones“ wurde „I Wanna Be Fellated“, aus „Wild In The Streets“ („Circle Jerks“) macht er „Wild In The Sheets“. Zartbesaitete könnten also durchaus Schwierigkeiten mit der Wortwahl haben.

Musikalisch ist Blowflys Programm allerdings alles andere als sperrig. Er stellt Rap in eine uralte Tradition, den guten alten P-Funk von „Funkadelic“ und „Parliament“, aufgemöbelt mit einer erfrischend bollerigen Punkrock-Attitüde. Definitiv eines der Konzerte des Monats. ASL

Freitag, 21 Uhr, Eule