unterm strich
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Wir sind in der Aufwärmphase für Bayreuth, ganz eindeutig. Gestern wurde die Aufmerksamkeit für die am 25. Juli eröffnenden Festspiele erst mal mit ein bisschen Tratsch angefüttert: Die Wagner-Urenkelin Katharina hat eine neue Liebe, wie die Illustrierte Bunte froh vermelden konnte. „Mein Freund Christian ist Pilot“ und „Es war Liebe auf den ersten Blick“, zitiert die Zeitschrift Wagner.

Heute legt dpa nach mit sachdienlichen Informationen: Man erfährt viel über die Aufführungsgeschichte der Oper „Parsifal“, die auch dieses Jahr die Festspiele eröffnet. Zum Beispiel, dass bei „Parsifal“-Premieren manche Kritiker auf die Stoppuhr drücken. Die Frage, wie viel Zeit sich der Dirigent lässt, sorgt immer für Spannung. Rekordhalter ist Arturo Toscanini, der im Jahr 1931 erst nach 4:48 Stunden den Taktstock sinken ließ. Dagegen verklang 1970 unter Pierre Boulez der letzte Ton schon nach 3:39 Stunden.

Ein Interview mit dem Regisseur Stefan Herheim, der die neunte „Parsifal“-Interpretation in der Geschichte der Wagnerfestspiele anbietet, macht die Sache rund: „Dem Werk stand ich lange skeptisch gegenüber, ganz zu schweigen von seiner dubiosen Aura, die als kunstreligiöses Erlösungsversprechen wabert“, sagt Herheim. „In der intensiven Auseinandersetzung mit ‚Parsifal‘ haben mein Team und ich genau diese Erwartungshaltung an das Erlebnis dieses Werkes in Bayreuth zum Thema genommen.“ Aber der Regisseur weiß auch: „Das hört sich alles schrecklich theoretisch an. Sobald sich der Vorhang hebt, ist man in einer poetisch magischen Kindergeschichte des 19. Jahrhunderts, in der viel Unheimliches passiert.“