Später Ausgleich

Entschädigung für Elsässer und Lothringer, die während der NS-Zeit zu ziviler Zwangsarbeit gezwungen wurden

STRASSBURG afp ■ 63 Jahre nach Kriegsende ist die Frage der Entschädigung für zwangsrekrutierte Elsässer und Lothringer gestern abschließend geregelt worden. Frankreichs Veteranenminister Jean-Marie Bockel und die Leiterin der Stiftung Deutsch-französische Verständigung, Andrée Kempf, unterzeichneten gestern eine Vereinbarung, derzufolge nach den Soldaten der Wehrmacht auch Zivilisten, die in den Reichsarbeitsdienst (RAD) oder Kriegshilfsdienst (KHD) des Dritten Reiches eingezogen wurden, eine Entschädigung erhalten.

„Endlich wird auch unser Leiden anerkannt“, sagte die 81-jährige Germaine Rohrbach, Vorsitzende einer Vereinigung von Frauen, die seit mehr als 20 Jahren um Entschädigungen für die Zwangsarbeit in RAD und KHD kämpft. Die Vereinigung warf der Stiftung wiederholt vor, das Geld für überflüssige Veranstaltungen auszugeben, anstatt alle Betroffenen zu entschädigen. Deutschland hatte der Stiftung Anfang der 80er-Jahre 250 Millionen Mark für die Entschädigung der zwangseingezogenen Elsässer und Lothringer zur Verfügung gestellt. Bisher wurden jedoch nur die rund 86.500 Soldaten entschädigt, die in der Wehrmacht kämpfen mussten. Die zivilen Zwangsarbeiter gingen leer aus.

Der nach zähen Verhandlungen entstandene Kompromiss kam nur zustande, weil der französische Staat sich bereit erklärte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Die Betroffenen sollen je einmalig 800 Euro erhalten, die Hälfte der Summe, die die Stiftung bereits vor Jahren den Soldaten auszahlte. Kempfs erwartet rund 5.800 Anträge, zwei Drittel davon von Frauen. Für die Entschädigung stehen 4,6 Millionen Euro zur Verfügung.