Diener vieler Herren

Politische Leichen pflastern seinen Weg. Thomas Giebeler hat sie alle in Amt und Würden überlebt – die Innenminister, denen er diente: Hans Peter Bull, Ekkehard Wienholtz, Klaus Buß und Ralf Stegner (allesamt SPD). Diese Woche nun feiert der 48-Jährige mit der Durchwahl-Endung „007“ sein zwanzigjähriges Dienstjubiläum als Sprecher des schleswig-holsteinischen Innenministeriums.

Wo Minister an ihrem Stuhl klebten, blieb der verheiratete, aber kinderlos gebliebene Liebhaber saftiger Steaks einfach sitzen – und es ist ihm egal, wer unter ihm amtiert. Ob SPD alleine, Rot-Grün oder große Koalition: Die sitzfleischgewordene Inkarnation eines Pressesprechers lieh in Kiel noch jeder politischen Konstellation die Stimme.

Dabei führt die Berufsbezeichnung in diesem Fall in die Irre: Sprecher Giebeler ist der Mann mit der Lizenz zum Schweigen. Ein gebürtiger Siegerländer halt, etwas stur, stoisch und reichlich wortkarg. Giebeler aber ist des gemeinen Siegerländers Zuspitzung: Plaudertaschen sind ihm suspekt. Keinen Satz sagt der Diplom-Politologe mehr, als er vertragsgemäß sagen muss. Keine Bemerkung „unter drei“, wie die wirklich wichtigen Hintergrundinfos in der Sprache der Medienschaffenden heißen. Ihm eine unbedachte Äußerung zu entlocken, das gelang noch keinem. Generationen von Jounalisten haben sich an Thomas Giebeler die Zähne ausgebissen. Auch sie hat er fast alle überlebt.

Unter Lothar Hay (SPD), seinem inzwischen fünften Chef, waltet der letzte verbeamtete Ministeriums-Sprecher der schleswig-holsteinischen Landesregierung weiterhin seines Amtes. Unkündbar. Unantastbar. Bis zur Pensionierung bleiben rund 18 Jahre. Zeit für so drei, vier Minister. Das steht Giebeler durch. MARCO CARINI

Seit 20 Jahren souffliert THOMAS GIEBELER, Kieler Pressesprecher-Unikum, nun den jeweiligen Innenministern. Wortkarg managte der gebürtige Siegerländer noch jede Krise. FOTO: PRIVAT