Regionalschule kippt

In Kiel debattiert der Landtag über den Fortbestand der erst im vergangenen Jahr eingeführten Regionalschule

Vor einem Jahr erst eingeführt, schon wieder weg? Am letzten Tag des Schuljahres in Schleswig-Holstein beriet der Kieler Landtag am gestrigen Freitag darüber, die Regionalschulen abzuschaffen. Die Grünen hatten den Antrag gestellt, ihr Fraktionschef Karl-Martin Hentschel begründete ihn: „Wenn du feststellst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steig ab.“ Die Landtagsmehrheit mochte sich dem nicht anschließen: Man könne nicht kurzerhand von oben herab neue Tatsachen schaffen, sagte Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD).

In Regionalschulen, die mit dem Schulgesetz vor einem Jahr eingeführt wurden, vereinen sich Haupt- und Realschulen. Das Modell war von der schleswig-holsteinischen CDU gewünscht, während die SPD Gemeinschaftsschulen durchsetzen konnte, in denen alle Abschlüsse gemacht und die Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Gemeinschaftsschulen haben landesweit allerdings deutlich mehr Zulauf als Regionalschulen.

2010 könnte die Gemeinschaftsschule die meist besuchte Schulart im Land sein, sagte SPD-Bildungsexperte Henning Höppner. Der Umbau brauche aber Zeit, erneute Einschnitte seien verfrüht. Sylvia Eisenberg (CDU) erklärte, der Antrag sei „ein Schlag ins Gesicht für alle 35 Regionalschulen mit ihren 2.210 Kindern“.

Anke Spoorendonk (SSW) sagte, auf den ersten Blick spräche nichts gegen den Grünen-Antrag. Inhaltlich sei es aber eine „Wahl zwischen Pest und Cholera“: Es sei vorhersehbar, dass „bei einer Zusammenführung von Regional- und Gemeinschaftsschulen die Ziele der Gemeinschaftsschule ins Hintertreffen geraten“. Statt einer Schule für alle könne „eine neue Art der Regionalschule“ entstehen.

„Kinder mit Gymnasialempfehlung würden auf das Gymnasium überwechseln“, fürchtete Spoorendonk. „Der Vorschlag der Grünen zementiert die Trennung.“

FDP-Bildungsexperte Ekkehard Klug kritisierte beide neue Schulformen und sprach sich dafür aus, dass die Realschule „wenigstens als Angebotsschule wieder eine Chance erhalten sollte“. EST