Nur der lange Tunnel stört

Es war ein Test, und er war erfolgreich: Die deutschen Jugendmeisterschaften in der Leichtathletik an diesem Wochenende haben gezeigt, dass Berlin schon jetzt für die Weltmeisterschaft im August nächsten Jahres gerüstet ist

Beide träumen schon von 2009, wenn an gleicher Stelle die Weltmeisterschaften der Leichtathletik stattfinden. Der Athlet Gordon Wolf (SC Potsdam) und der Kampfrichter Edmund Gödde, die beide am Wochenende bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin vollen Einsatz zeigten.

Es wäre unangemessen, diese lediglich als Testlauf für das Großereignis im kommenden Jahr (15. – 23. August) zu sehen. Dazu zeigten mehr als 2.000 Jugendliche aus 580 Vereinen das ganze Wochenende hinweg zu starke Leistungen; immerhin waren im Berliner Olympiastadion fünf der sechs amtierenden U20-Weltmeister im Einsatz, lediglich der Stabhochspringer Raphael Holzdeppe fehlte aufgrund der Vorbereitungen für seine überraschende Olympiateilnahme.

Dafür zeigte unter anderem der Diskuswerfer Gordon Wolf, was in ihm steckt. Nach seinem Sensationserfolg bei der U20-WM in Bydgoszcz (Polen) sicherte er sich auch bei der Konkurrenz der männlichen Jugend A mit 59,92 Meter den Titel. Obwohl es den Potsdamer sichtlich wurmte, vor versammelter Familie nicht erneut die 60-Meter-Marke geknackt zu haben, zeigte er sich nach dem Wettkampf keck: „ Ein paar Meter mehr sind durchaus machbar. Wieso soll es dann für die WM 2009 in Berlin nicht reichen?“

Auch Edmund Göppe träumt von den Weltmeisterschaften im nächsten Jahr; allerdings hat er in seiner Funktion als Kampfrichter schon Erfahrung mit Großereignissen, letztmalig in Deutschland bei den Europameisterschaften in München im Jahr 2002. „Damals kam ich als Schiedsrichter im Dreisprung zum Einsatz.“ Bei den Jugendmeisterschaften für den Stabhochsprung verantwortlich, erscheint diese Rolle auch für Berlin im nächsten Jahr wahrscheinlich. „Sollte alles klappen, dann freue ich mich insbesondere auf die tolle Atmosphäre.“

Zu den Jugendmeisterschaften hatten sich ein paar tausend Zuschauer eingefunden, was der Veranstalter als Erfolg wertet. Insbesondere die gute Stimmung, das kooperative Verhalten der Athleten sowie das eingespielte Handeln der 360 Mitarbeiter fielen dem Wettkampfleiter Frank Hamm auf. „Nächstes Jahr zur WM haben wir dann neun Tage Zeit, um das gleiche Programm durchzuziehen. Allerdings müssen wir dann auf die Fernsehkameras Rücksicht nehmen.“ Aktuell besteht das WM-Organisationskomitee aus 30 Personen, wobei sich Björn Meyburg für die Außendarstellung verantwortlich zeigt: „Wir haben uns bewusst um diese Veranstaltung bemüht, um so mögliche Schwachstellen zu entdecken.“

Eine könnte darin bestehen, dass Athleten in Berlin lange Wege auf sich nehmen müssen. Auch zur WM werden sich die Sportler im nahe gelegenen Hanns-Braun-Stadion beziehungsweise auf dem Hueppe-Feld aufwärmen, bevor dann der Aufruf zum Wettkampf erfolgt. Nach diesem müssen alle durch einen unterirdischen Gang, der direkt ins Olympiastadion führt. Gerade diesen langen Fußmarsch von mehr als vier Minuten – kurz vor dem Wettkampf – empfanden die meisten Teilnehmer der Jugendmeisterschaften als störend. „Das geht zulasten der Schnellkraft“, monierte Diskuswerfer Wolf. Die frischgebackene B-Jugend-Meisterin über 800 Meter, Jessica Seidler, meinte dazu: „Auf mich wirkte der Tunnel einfach eisern und trostlos, ein bisschen demotivierend kurz vor dem Wettkampf.“ Ansonsten aber strahlte die junge Berlinerin, die ihren Titel vom letzten Jahr erfolgreich verteidigte: „Daheim zu laufen, empfand ich wirklich als schöne Ehre.“

Auch zufrieden zeigte sich der offizielle Vertreter der internationalen Leichtathletikverbandes, ein Franzose namens Jean Poczobut. Er meinte, dass bei der perfekten Organisation die WM schon morgen beginnen könne.

SEBASTIAN KEMNITZER