Heimliche Ermittlungen in Klinik-Apotheken

Das Volksdorfer Amalie-Sieveking-Krankenhaus ist in den Strudel von illegalen Medikamentengeschäften geraten. Ermittlungen zielen auf einen Importeur von Pharmazeutika. Präparate seien aber in Ordnung gewesen

Nicht nur die Amalie-Sieveking-Klinik bekam jetzt Besuch von der Polizei

Ungewöhnliches Szenario auf dem Gelände des Amalie-Sieveking-Krankenhauses in Volksdorf: Fahnder der Wasserschutzpolizei, die für Arzneimitteldelikte zuständig ist, dringen am vergangenen Dienstag in einen Flachbau ein. Darin befindet sich die Haus-Apotheke der auf Krebserkrankungen spezialisierten Klinik. Im Verlauf der Razzia wird kistenweise Beweismaterial beschlagnahmt. „Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz“, lautet der Vorwurf.

Die Hamburger Morgenpost, die bei der Polizeiaktion exklusiv dabei war, kolportierte am Montag, dass in der Klinik nicht zugelassene Krebs-Medikamente zum Einsatz gekommen sein könnten. Tatsächlich verfolgte die Razzia jedoch einen anderen Zweck: „Der Durchsuchungsbeschluss richtet sich auf Ermittlungen gegen die Apothekerin“, sagt Wilhelm Möllers, Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft. Über mögliche andere Gründe „kann ich zurzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen“, so Möllers weiter.

Die Amalie-Sieveking-Klinik, die zur Albertinen-Gruppe gehört, ist nicht die einzige deutsche Klinik, die Besuch von der Polizei bekam. Die Ermittlungen richten sich gegen einen Arzneimittel-Importeur. Diesem wird Subventionsbetrug nachgesagt. Auch soll er ein Medikament des US-Pharmakonzerns Lilly in Deutschland billiger verbreitet haben. „Das Medikament ist in Europa legal hergestellt und besitzt die Substanzen des Originals“, sagt ein Pharma-Insider. Dann sei das Präparat in ein Drittland exportiert und wieder re-importiert worden. Das aber ist nicht zulässig, sofern in der EU kein Mangel an der jeweiligen Substanz besteht – und das wusste die pensionierte Ex-Apothekerin der Sieveking-Klinik möglicherweise nicht.

Die 60-Jährige „wollte wohl Kosten sparen, niemand hat sich dabei persönlich bereichert“, sagt ein Sprecher der Albertinen-Gruppe. „Es ist zu keinen gesundheitlichen Schädigungen gekommen, da das Medikament dem Original entspricht.“

KAI VON APPEN