auf zu obama?
: Nur was für Statisten

Barack Obama hat sich Berlin als Ort für eine außenpolitische Rede ausgesucht. Eine schlaue Wahl: Ausgerechnet in jenem Land, das sich so deutlich wie kaum ein anderes in Europa gegen die US-amerikanische Weltpolitik unter George W. Bush ausgesprochen hat, will der Präsidentschaftskandidat der Demokraten versprechen, dass er nicht alles anders, aber vieles besser machen würde. Damit sich dieser Auftritt für seinen Wahlkampf in den Staaten medial ausschlachten lässt, braucht er eine Kulisse: am besten mehrere hunderttausend (zufriedene) Berliner vor dem Brandenburger Tor. Heute ist also Showtime.

CONTRA VON BERT SCHULZ

Wer schon immer mal eine politische Statistenrolle ohne jeden Anspruch übernehmen wollte, für den ist das die Gelegenheit. Es geht darum, brav und politisch neutral einige Stunden herumzustehen: Plakate für oder gegen Obama sind unerwünscht, schließlich soll der Auftritt überparteilich daherkommen. Zum Abschluss dann eine kleine Jubelorgie – fertig ist die perfekte Inszenierung und der außenpolitische Blankoscheck für den demokratischen Kandidaten.

Damit kommt die amerikanischen Form des Wahlkampfs – die fast bedingungslose Unterstützung eines Kandidaten, weil der andere noch schlimmer ist – in Deutschland an. Wer sich damit zufrieden gibt, sollte nie wieder über nichts sagende Parolen und Aussagen deutscher Politiker im Wahlkampf schimpfen.

Ob Obama jener Heilsbringer ist, zu dem er derzeit stilisiert wird, muss sich erst zeigen. Dabei beweist die Geschichte: Das Beste an einem US-Präsidenten ist, dass er nach spätestens acht Jahren abgelöst wird. Veränderung – englisch: change, wie Obamas mantramäßig wiederholter Slogan lautet – ist also Teil des Systems. Dass es nach George W. kaum schlimmer werden kann, heißt nicht, dass die USA zum Hort der Guten, Aufrechten und Umweltbewussten werden, selbst wenn der Kandidat der Demokraten gewählt würde. Barack Obama ist nicht Jesus – man sollte ihn auch nicht so behandeln.