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Mit mehr als einer Milliarde Euro ist in Hamburg eine Stiftung zur Förderung der Bildung, Wissenschaft und Forschung gegründet worden. Das Vermögen stammt aus dem Nachlass des tödlich verunglückten Tchibo-Erben Joachim Herz

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Eine der größten privaten Stiftungen Deutschlands ist gestern in Hamburg gegründet worden. Mit einem Gründungskapital von mehr als einer Milliarde Euro soll die Joachim-Herz-Stiftung künftig Bildung, Wissenschaft und Forschung über die Hansestadt hinaus fördern. Für die jährlichen Ausschüttungen dürfte jeweils ein hoher zweistelliger Millionenbetrag zur Verfügung stehen.

In die Stiftung fließt das gesamte Vermögen des Tchibo-Erben Joachim Herz ein. Der kinderlose Unternehmer war am 31. Mai an seinem Zweitwohnsitz im US-Bundesstaat Georgia verunglückt. Beim Schwimmen in einem See war der 66-Jährige von einem Motorboot überfahren und tödlich verletzt worden.

Es sei „seit Jahren geplant gewesen, dass das Vermögen in eine Stiftung fließt“, erklärte seine Witwe Petra Herz, die der Stiftung vorsteht, am Donnerstag im Hamburger Rathaus auf einer Pressekonferenz zusammen mit Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Ihr Mann habe Geld „als eine Energie gesehen, mit der man etwas Positives machen kann“, sagte sie. Eigentlich habe er die Stiftung noch selbst gründen wollen. „Es ist schade, dass er nicht mehr dabei sein kann.“

Der Bürgermeister freute sich nicht zuletzt über die Gründung der 1.100sten Stiftung in Hamburg. Damit werde der Ruf der Hansestadt als „Stiftungshauptstadt Deutschlands“ gefestigt, so von Beust. Zudem sei es nicht selbstverständlich gewesen, dass die Joachim-Herz-Stiftung ihren Sitz in Hamburg nimmt: „Die USA wären auch möglich gewesen“, deutete er an. Letztlich sei „das Hanseatische“ ausschlaggebend gewesen, sagte Petra Herz. „Mein Mann war eben Hamburger.“

Wie die aus Zinsen und Dividenden stammenden Erlöse der Stiftung verteilt werden sollen, steht noch nicht exakt fest. Die beiden Vorstandsmitglieder Thomas Siemsen und Martin Kefferpütz, die als Steuerberater und Rechtsanwalt langjährige Vertraute von Joachim Herz waren, wollten sich dazu ebenso wenig festlegen wie Petra Herz. Im September würden auf einer ersten Sitzung des Vorstands und des bis dahin berufenen Kuratoriums „die Details der Verwirklichung des Stiftungszwecks abgestimmt“ werden. Die tatsächliche Stiftungsarbeit werde dann im nächsten Jahr aufgenommen.

Nach den Vorstellungen des Stifters sollen Bildung, Wissenschaft und Forschung speziell in den Bereichen Volks- und Betriebswirtschaft, Rechtswissenschaft, Medizin sowie Chemie, Physik und Biologie gefördert werden. Das beziehe sich aber „nicht nur auf Hamburg“, stellte Siemsen klar, sondern auch auf nationale und internationale Projekte oder Forschungsvorhaben. Aber natürlich würden die einschlägigen Institutionen der Stadt „gewiss gerne Projekte kreieren und anbieten, die förderungswürdig sein könnten“, sagte von Beust voraus.

Vorgesehen ist zudem offenbar die Förderung von Schülern und Studenten. Darauf deutet die Aussage von Petra Herz hin, dem Verstorbenen sei es ein Anliegen gewesen „jungen Menschen internationale Erfahrungen zu ermöglichen, um ihren Horizont zu erweitern“. Man kann deshalb davon auszugehen, dass Schüleraustauschprogramme und Auslandsstipendien ein wichtiger Bereich der Stiftung sein werden.

Der öffentlichkeitsscheue Herz, von dem es seit Jahrzehnten kein aktuelles Foto gibt, ist eines von fünf Kindern der Tchibo-Gründer Max und Ingeburg Herz. Das Unternehmen wird von seinen Brüdern Michael und Wolfgang geleitet, Joachim verfügte über einen Anteil von 15 Prozent an der Familienholding Maxingvest. Dieser gehören 100 Prozent von Tchibo, die Mehrheit des Nivea-Konzerns Beiersdorf sowie weitere Beteiligungen. Im vorigen Jahr erzielte Maxingvest einen Umsatz von 9,1 Milliarden Euro und einen Überschuss von 790 Millionen Euro. Die Höhe der Stiftungserlöse hängt deshalb in erster Linie von den Renditen und Dividenden der Anteilspakete ab.