Macht schon mal das Fenster auf

Wieder eine Stiftung. Und zur Abwechselung soll das Geld jetzt in Bildung und Forschung gehen. Aber mal ehrlich: Gibt es nicht langsam mehr private Fördertöpfe für junge wissbegierige Menschen als von denen überhaupt herumlaufen? Die taz-nord weiß, wie das Geld besser angelegt wäre

Dem HSV mit Werder auf die Beine helfen

Hamburg ist ehrgeizig. Aber nicht ambitiös. Es gibt nur einfach Dinge, die wurmen, beträchtlich. So kann Hamburg grundsätzlich gut damit leben, nicht in allem bester zu sein – unter der Voraussetzung, dass man besser ist als Bremen. Und die ist im Fußball nun mal nicht erfüllt. Seit fünf Jahren schon, mit unterschiedlich großem, aber stets mit messbarem Abstand. Mittlerweile ist der HSV sogar nur noch dritter der ewigen Bundesligatabelle. Direkt hinter Werder. Da muss sich etwas ändern. Das ist eine Herzensangelegenheit. Weshalb ein ansehnlicher Teil der Herz-Mittel in die HSV-Verbesserungs-Stiftung fließen wird. Deren Zweck: Nachwuchsförderung durch die Abwerbung vielversprechender talentierter Fußballer des SV Werder Bremen. Die Stiftung erfülle eine gemeinnützige Aufgabe, weil eine größere Stadt jungen Menschen deutlich mehr Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit biete, heißt es. „Wir schauen seit Jahren mit viel Respekt auf die Bremer Entwicklung“, so HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer. „Das muss auch einmal ein Ende haben.“ BES

Die Elbphilharmonie aufblasen

Der Hamburger liebt es ja diplomatisch. Allen möchte er es recht machen – den Vermögenden, gern auch mal den Zweiflern. Was wäre da geeigneter als eine Investition in die Elbphilharmonie, die vielleicht nicht optisch, dafür aber technisch vom Feinsten wäre: Den Überbau des Backsteinspeichers könnte man, anstatt mundgeblasenes Glas aus Bulgarien einzufliegen, als aufblasbares Gummi-Element gestalten. Die Vorteile lägen auf der Hand: Erstens könnte man das Teil bei Starkwind einfach ablassen. Zweitens würde man „Elfi“ immer dann verschwinden lassen, wenn der Denkmalschutz mal wieder kräht, man wolle den historischen Sockel pur sehen – an hohen Festtagen etwa. Und drittens könnte man, sollte das Projekt „Elfi“ insgesamt schwächeln, irgendwann endgültig die Luft rauslassen und so tun, als wäre nichts gewesen. Schlichtes Herausziehen des Gummipfropfens genügt. PS

Das Mühlenberger Loch freischaufeln

Eine Stiftung, die den Horizont junger Leute erweitern möchte, tut gut daran, ihnen zu zeigen, dass manche Irrtümer reversibel sind. Dass man Gruben, in die man gefallen ist, auch wieder entsteigen kann. Was liegt da näher, als das Mühlenberger Loch endlich wieder freizuschaufeln? Man erinnere sich: 2002 ließ der Hamburger Senat ein Drittel des größten Süßwasserwatts Europas zubaggern, um eine neue Landebahn zu bauen, die die Ansiedlung eines neuen Airbus-Werks in Finkenwerder sichern sollte. Airbus kam – aber die Produktion eben jener Flugzeuge, die die lange Landebahn brauchen, ist auf Eis gelegt. Nun endlich besteht die Möglichkeit, Anwohnern und Löffelenten zu zeigen, dass man sich in Irrtümern nicht häuslich einrichten muss.GRÄ

Eine Tchibo-Uni bauen

In Bremen hat sich der Jacobs-Erbe mit einer Privat-Uni akademische Weihen gekauft. Allerdings ist die Jacobs University of Bremen bislang kein wirklich renommierter Player in der Wissenschaftslandschaft. Hamburgs Universität ist dagegen eine feste Größe – nur eben mit maroden Gebäuden. Und ohne Namen. Das alles wird sich nun ändern: Sie wird in eine Stiftung überführt, künftig als International Tchibo-Academy firmieren und komplett in der Hafen-City neugebaut. Die Adresse wird Joachim- Herz-Plaza 1-49 lauten. Der Platz wird mit polierten Granitquadern, deren Form Kaffeebohnen nachempfunden ist, gepflastert sein. Und in der Mitte steht ein großes Denkmal für Manuela und Günter Herz, die Geschwister des Spenders, mit denen er sich überworfen hat. Es wird begehbar sein. Und der Universität als zentrales Klohäuschen dienen. BES

Das Geld im Haushaltsloch versenken

Nichts mit Forschung. Stattdessen sollte das Geld der Stiftung vollständig einem pädagogischen Zweck zugeführt werden: Es sollte auf Nimmerwiedersehen im Haushaltsloch versenkt werden, das auch im reichen Hamburg bodenlos ist. Um eine Wirkung zu erzielen, müsste die Menge des Geldes dem Volk natürlich zunächst sinnlich vor Augen geführt werden.

Mächtige Geldtransporter würden von der Landeszentralbank zum Rathausmarkt rollen. Polizei und Bundesgrenzschutz mit Räumpanzern und Wasserwerfern einen Schutzgürtel bilden, hinter dem die Geldscheine zu großen Haufen aufgeschichtet würden. Die Polizisten hätten die Aufgabe, als Teil einer flexiblen Sperrkette das Volk zum Greifen nah an das Geld heran zu lassen – um es im letzten Augenblick fortzujagen.

Mit etwas Geschick ließe sich eine revolutionäre Stimmung aufschaukeln. Kurz vor deren Eskalation würde das Geld eingesackt und von den SenatorInnen ins Rathaus getragen. Dort verhandelt der schwarz-grüne Senat, wie er die verheimlichten Schulden des ehemaligen CDU-Senats und die Weihnachtswünsche der Koalitionspartner unter einen Hut bekommen will. Im Gespräch sind weitere Vermögensverkäufe, Steuererhöhungen und neue Schulden. Der Verkauf von Flughafenanteilen, der Elektrizitätswerke und vieler öffentlicher Gebäude hat offenbar nichts genützt, um die Lage zum Guten zu wenden.

Die Herz-Milliarde würde mit Getöse im Haushaltsloch versinken, das schockierte Volk aber die Köpfe des Senats fordern. Dieser zöge sich mit einem Konsolidierungskurs aus der Schlinge, der sich gewaschen hat. KNÖ