Neue Panne in Tricastin

Vierter AKW-Störfall in Frankreich binnen 14 Tagen: Radioaktiver Staub kontaminiert Beschäftigte

PARIS dpa/ap ■ Ein weiterer Störfall in einer französischen Atomanlage – der vierte binnen gut zwei Wochen – hat für Unruhe gesorgt: Im südfranzösischen AKW Tricastin, wo sich Anfang des Monats schon ein Störfall ereignete, wurden hundert Mitarbeiter „leicht verstrahlt“. Nach Angaben des Energieversorgers EDF entwich dort bei Wartungsarbeiten radioaktiver Staub.

Die Atomaufsicht ASN stufte den Zwischenfall auf der Gefahrenskala von 0 bis 7 bei 0 ein. Der Direktor der Anlage bezeichnete den Vorfall als „belanglos“. Die Betroffenen hätten ohne Behandlung nach Hause gehen können. Angesichts der Anzahl der betroffenen Menschen sowie der vorangegangenen Zwischenfälle will die ASN eine Mitteilung zu dem Unfall veröffentlichen, was bei Vorfällen der Stufe 0 sonst nicht üblich ist. In Frankreich werden jährlich rund 800 Vorfälle der Stufe 0 in AKWs registriert.

Annie Thebaud-Mony vom staatlichen Gesundheitsinstitut Inserm warnte davor, den Vorfall auf die leichte Schulter zu nehmen. EDF versuche den Zwischenfall „herunterzuspielen“, wenn es auf den höheren Grenzwert hinweise, sagte die Forscherin Le Parisien. „Die Tatsache ist an sich schlimm, weil radioaktive Elemente krebserregende Gifte sind“, die sich auch auf die Zeugungsfähigkeit auswirkten. Der Vorfall in Tricastin sei „ein Arbeitsunfall, bei dem Menschen radioaktiven Staub eingeatmet haben oder damit in Berührung gekommen sind“.

Erst Anfang Juli waren in Tricastin aus einem undichten Überlaufbecken etwa 18 Kubikmeter Flüssigkeit mit Uran ausgelaufen und in zwei Flüsse gelangt. Der Unfall wurde erst einen Tag später gemeldet.