Karadžić bereut nichts

Serbische Behörden prüfen, wie der mutmaßliche Völkermörder zur falschen Identität kam

BELGRAD ap ■ Serbien hat eine Untersuchung der falschen Identität des verhafteten früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić eingeleitet. Dabei soll geklärt werden, wer Karadžić half, die falsche Identität von Dragan Dabić anzunehmen, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft gestern mit. Zudem soll das Schicksal von Dragan Dabic untersucht werden. Karadžić wird voraussichtlich am Wochenende oder Anfang nächster Woche dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Denk Haag überstellt. Er will sich selbst verteidigen.

Sein Anwalt erstattete indes Anzeige wegen Entführung seines Mandanten. Unbekannte hätten Karadžić vorigen Freitag aus einem Bus „entführt“ und „gesetzwidrig“ inhaftiert, sagte Svetozar Vujačić.Er habe drei Augenzeugen, die vor Gericht aussagen wollten. Nach offiziellen Angaben war Karadžić erst am späten Montagabend festgenommen worden.

Laut Vujačić ist der mutmaßliche Kriegsverbrecher, dem das UN-Tribunal Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwirft, stolz auf sein Wirken in Bosnien während des Bürgerkriegs 1992–95. „Karadžić wird in Den Haag erklären, dass er stolz auf alles ist, was er getan hat, und dass er das serbische Volk in Bosnien-Herzegowina gerettet hat“, sagte er. „Er wird beweisen, dass die Anschuldigungen auf Lügen fußen und dass er nur angeklagt ist, weil er Serbe ist.“

Nach Ansicht von Psychologen hat sich Karadžić nicht verändert. Er sei als früherer Führer der bosnischen Serben und als späterer Alternativmediziner Dr. Dragan Dabić ein Narziss geblieben, der nach „Wahrnehmung, Anerkennung und Applaus“ süchtig sei, zitierten Medien gestern Experten.