Suchtkranken droht die Straße

Sozialdemokraten appellieren an den schwarz-grünen Senat, die Drogenberatungs-Einrichtung Subway nicht zu schließen. Diese kann auf gute Bilanz bei psychosozialer Betreuung blicken

VON KAI VON APPEN
UND MARCO CARINI

Der Name Subway steht nicht nur für eine Fast-Food-Kette – sondern in Hamburg auch für eine qualifizierte Drogenberatung und -betreuung auf höchstem Standard. Die Einrichtung für flexible Substitutionsbegleitung steht mit 130 zuwendungsfähigen Klienten jetzt vor dem Aus, was der SPD Oppositionspolitiker Dirk Kienscherf am Freitag anprangerte. Schwer drogenabhängige Klienten mit chronisch aggressiven Erkrankungen, Psychosen und schweren Persönlichkeitsstörungen stehen dann auf der Straße. Die Schließung von Subway sei „der erste und besonders sozialpolitisch schwere Sündenfall“ des neuen CDU-Gesundheitssenators Dietrich Wersich, sagt Kienscherf.

Es sei eine „dramatische Situation“, die sich zurzeit anbahne, sagt der SPD-Gesundheitspolitiker.Trotz sämtlicher Mediationsversuche des Verwaltungsgerichts sei die Behörde offenkundig fest entschlossen, das Projekt mit 200 Betroffenen zu opfern. „Hier ist eine sehr erfolgreiche Arbeit geleistet worden“, sagt Kienscherf, so dass man die Arbeit „nicht einfach beenden kann“. Die 200 Betreuten seien ein besonderes Klientel, „die bei anderen Einrichtungen rausgeflogen“ seien. „Dass sie aus diesem Milieu rausgekommen sind, ist das Verdienst von Subway“, sagt Kienscherf.

Die Behörden haben die Förderung eingestellt, weil ihnen die Geschäftspraktiken des Vereins angeblich undurchsichtig erschienen. Gelder erhielt Subway sowohl vom Beschäftigungsträger Team Arbeit als auch aus der Wirtschaftsbehörde für die Bereitstellung von 50 Ein-Euro-Jobs für „integrationsferne Langzeitarbeitslose“. Seit 1998 hatte der Verein auf ehrenamtlicher Basis und mithilfe von Spenden 75 Wohnungen angemietet und dort Obdachlose untergebracht. Ohne staatliche Zuschüsse vermittelte Subway damit etwa 2004 mehr Wohnungslosen eine eigene Bleibe als die sieben staatlichen Fachstellen für Wohnungsnotfälle zusammen. Nun aber teilte Team Arbeit Anfang Juni mit, dass es keine weiteren Gelder für die „Einrichtung von Arbeitsangelegenheiten“ mehr erhalten werde. „Das Subway-Angebot war im Vergleich zu den Angeboten einiger Mitbewerber nicht gut genug“, begründet Team-Arbeit-Sprecher René A. Tollkühn die Ablehnung. Doch das Ablehnungsschreiben hat Subway laut Geschäftsführerin Gisela Schulze nie erhalten.

Auch der drogenpolitischen Sprecherin der GAL, Linda Heitmann, geht es nur noch darum, „zu erreichen, dass die von Subway betreuten Klienten nicht ohne jede Hilfe auf der Straße sitzen.“