hamburger szene
: Das Wochenmarktgespenst

Die Marktbeschicker haben für Schlagzeilen gesorgt. Das Wochenblatt, dass Abendblatt und das Boulevardblatt, alle waren sie da und haben was geschrieben. Mit Foto. Das Fernsehen – war auch da gewesen. Bloß leider konnten die nicht so lange berichten, wegen Fußball.

„Ich mein, dass sind doch auch alles Existenzen, die dabei draufgehen“, sagt die Käseverkäuferin und blickt sich um, und meint nicht nur ihre Kollegen, die, mehr oder minder unbeteiligt, ihre Ware feilbieten. Aber von den alten Damen mit Rollwagen sind gerade nicht so viele zu sehen, denn es ist halb zwölf, und da haben sie ihre morgendlichen Einkäufe schon gemacht. „Wo sollen die denn dann hin, wenn der Markt hier zumacht!“, und jetzt meint die Frau vom Käsestand auch ihre Kollegen, die hinter ihren Ständen tatsächlich aussehen, wie festgewachsen. „Aber wenn wir uns nicht einmal untereinander einigen können, was passieren soll, um uns zu wehren. Na denn gut’ Nacht!“ Währenddessen geht die Nachbarin von der Kundin der Käseverkäuferin vorbei, und zwickt ihrer Nachbarin neckisch in den Po. „Huch!“ Wir trinken Kaffee, und sehen der Nachbarin hinterher.

Ich stelle mir den Wochenmarkt als Gespenst vor, verstorben, kehrt er Donnerstags und Montags heim, schlängelt sich durch die parkenden Autos und Schnacks auf Platt schweben auf der Abgas befallenen Luft, zusammen mit einem sanften, entfernten Duft von Erdbeeren.REBECCA CLARE SANGER