Fliegender Fernseher mit Goldrand

Holzgetäfelte Badezimmer mit Duschen sowie allerlei weitere Annehmlichkeiten schmücken den ersten Airbus A 380, der gestern in Hamburg ausgeliefert wurde. Der Auftraggeber war so zufrieden, dass er gleich 60 neue Jets bestellte

Die Sitze können zu Betten ausgeklappt werden, die TV-Monitore haben einen Goldrand, Bar und Lounge sind großzügig gestaltet und in der ersten Klasse gibt es holzgetäfelte Badezimmer samt Duschen: Der erste in Hamburg-Finkenwerder ausgestattete Airbus A 380, den Emirate Airlines am Montag offiziell in Besitz nahm, lässt es an kaum einer Bequemlichkeit mangeln, wenn er ab 1. August den täglichen Liniendienst zwischen Dubai und New York aufnimmt.

Scheich Ahmed bin Saeed Al-Maktoum, Mitglied der Herrscherfamilie in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Vorstandschef der dortigen Fluggesellschaft, zeigte sich höchst zufrieden: „Die Zukunft ist angekommen.“ Er sei stolz auf dieses „grüne, schnelle, leise und intelligente Flugzeug“, schwärmte er im Werk Finkenwerder. 58 der doppelstöckigen Riesenjets hat Emirate Airlines geordert, bei einem Listenpreis von gut 300 Millionen US-Dollar summiert sich die Bestellung – abzüglich der offiziell nicht bezifferten Rabatte – auf etwa15 Milliarden Dollar.

Seine Hoheit kann das nicht schrecken: Er verkündete gestern, dass er 30 Maschinen vom Typ A 350 und gleich auch noch 30 vom Typ A 330 zu erwerben wünscht. Der Auftragswert beträgt rund 13 Milliarden Dollar.

Das sei „eine große und unverhoffte Unterstützung“, freute sich Airbus-Chef Thomas Enders, und etwa 2.000 seiner MitarbeiterInnen ahnten jetzt, warum sie den aufs Vorfeld rollenden Jet in blauen T-Shirts mit den Aufdruck „The future is ready for boarding“ (Die Zukunft ist klar zum Einsteigen) bejubeln mussten.

Die ersten fünf Exemplare des doppelstöckigen Fliegers waren am französischen Airbus-Standort in Toulouse an Singapore Airlines übergeben worden. In Hamburg werden alle Kunden aus Europa und dem Nahen Osten ihre A 380-Maschine abholen, bisher sind dies mit 119 von 198 Exemplaren fast zwei Drittel aller Bestellungen.

Mehrfach musste der Zeitplan für die Auslieferung verschoben werden – sehr zum Ärger auch von Kunden wie Emirates. Ursprünglich wollte Airbus bis 2009 etwa 100 A 380 ausliefern, nun werden es nach neusten Planungen wohl nur knapp 35, davon 12 im laufenden Jahr.

In Deutschland wird der A 380 weiterhin nur bei Testflügen über der Nordsee ab Hamburg zu sehen sein. Die Lufthansa wird wegen der Lieferverzögerungen erst im Jahr 2010 die erste ihrer bisher bestellten 15 A 380-Maschinen in Dienst stellen können. Sven-Michael Veit