Mit Startschwierigkeiten in den Streik

Am ersten Tag des Ausstandes bei der Lufthansa geht es auf dem Flughafen Hamburg eher normal zu. Aber nach einer Woche ohne Flugzeugwartung in der Flugzeug-Werft werde es richtig schmerzen, sagt die Daumenschrauben-Gewerkschaft Ver.di

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Die einen beteuern den „ganz gewöhnlichen Betrieb“, die anderen bejubeln ihren angeblich „erfolgreichen Streikauftakt“. Der erste Tag des Ausstandes bei der Lufthansa wurde auf dem Hamburger Flughafen sehr unterschiedlich wahr genommen. Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber sagte, es habe weder streikbedingte Flugausfälle noch Verspätungen gegeben; von einem „tollen Start in der Frühschicht“, schwärmte hingegen Dietmar Stretz von der Gewerkschaft Ver.di.

In Hamburg, das am Montag neben Berlin der zweite Schwerpunkt des Arbeitskampfes war, beteiligten sich laut Gewerkschaftsangaben rund 1.500 Lufthansa-Beschäftigte an dem Ausstand. Vor den Toren der Lufthansa-Werft versammelten sich am Morgen einige hundert Streikende. Noch am Nachmittag säumten etwa 50 Streikende den Eingang. Sie warteten auf Kollegen, die sich dem Ausstand nicht angeschlossen haben und buhten jeden aus, der sich an ihnen vorbei drängelte. Den Journalisten sagen wollte hier niemand was. „Wir wurden angehalten, den Mund zuhalten“, sagte ein Mann mit Sonnenbrille und Ver.di-T-Shirt.

Ver.di-Verhandlungsführer Erhard Ott kündigte für die kommenden Tage weitere Arbeitsniederlegungen an. Lufthansa beschäftigt am Airport Fuhlsbüttel mehr als 8.000 Mitarbeiter, davon rund 7.500 allein im technischen Bereich. Die Gewerkschaft geht selbst davon aus, dass ihre unbefristeten Streiks in Hamburg erst mit einigen Tagen Verzögerung zu Störungen im Flugverkehr führen werden. Voraussichtlich am Donnerstag soll der Ausstand auf die Lufthansa-Werft am Fuhlsbüttler Flughafen ausgedehnt werden. Diese ist für die Flugzeugwartung und die Ersatzteilproduktion der größten deutschen Fluglinie unverzichtbar und wartet auch Jets anderer Airlines.

Wenn dort nicht gearbeitet werde, führe das zu ernsthaften Problemen bei der Instandsetzung, glaubt Ver.di. Nach drei bis fünf Tagen sei ein Großteil der Lieferketten für Ersatzteile unterbrochen, was den Flugverkehr insgesamt störe. „Nach einer Woche wird es wirklich schmerzhaft“, sagte Hauke Brockmann von der örtlichen Ver.di-Streikleitung.

Lufthansa-Sprecher Weber bestätigte, dass ein unbefristeter Streik bei der Instandsetzung nach einigen Tagen zu Problemen im Flugverkehr führen könnte. Sollten die notwendigen Sicherheits-Checks nicht mehr möglich sein, „dann müssten irgendwann Jets auf dem Boden bleiben“.

In dem Tarifkonflikt verlangt Ver.di höhere Gehälter für rund 50.000 Beschäftige, 9,8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Geld bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten. Aus Sicht der Gewerkschaft ist das indiskutabel.

Wegen der Krise der Luftfahrt nach der Terroranschlägen vom 11. September 2001 seien die Gehälter auch bei Lufthansa lange eingefroren gewesen. Im Vorjahr habe das Unternehmen 1,7 Milliarden Euro Überschuss erwirtschaftet, die Erfolgsbeteiligung des Vorstandes sei um 48 Prozent erhöht worden. Jetzt müssten endlich auch die Mitarbeiter was davon haben. Mitarbeit:

ILKA KREUTZTRÄGER

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